THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Das Theater Anu entert seit über zehn Jahren öffentliche Räume mit seinen poetischen Interventionen, und zwar mit dem Ziel Geschichte und Funktionieren dieser Räume ebenso zu erforschen, wie ihre Verwandlung durch das Theater. Immer wieder hat die Compagnie um Bille und Stefan Behr in Zusammenarbeit mit wechselnden Künstlern Parks, Plätze, Tunnel oder Industriehallen bespielt. Vom 17. bis 19. Juli ist nun die Wiese hinterm Denkmal für den legendären KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann in Prenzlauer Berg dran, eines der letzten DDR-Denkmäler, die den Bildersturm der Nachwendejahre überlebten. Drumherum befindet sich ein einstiges DDR-Wohnbauvorzeigeprojekt. „Wer lebt heute hier?“ will das Theater Anu unter anderem wissen. Was ist noch aufzuspüren von der Vergangenheit dieses Areals? Bespielt und erforscht werden für den Alltagsflaneur tendenziell unbekannte Spots an dieser weitläufigen Wohn- und Parkanlage, zudem wurden seltsame Gärtner und anderes Personal aufgespürt. Von einem geheimnisvollen Archiv ist ebenfalls die Rede, von einer Reise in Vergangenheit und Zukunft dieses Areals. Und von der Angst der aktuellen Bewohner vor Gentrifizierung des geschichtsträchtigen Orts. „Im Garten Analogia“ heißt das Projekt in unmittelbarer Nachbarschaft des „Theaters unterm Dach“, das am 17. 7. um 18 Uhr beginnt. Zu durchstreifen ist der Garten aber bereits seit dem 13. Juli. Und zwar in der Zeit zwischen 14 und 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. (Thälmannpark: „Im Garten Analogia“, 17.–19. 7. Jeweils von 18–22 Uhr, immer zur vollen Stunde. Alle Infos unter: www.theater-anu.de)

Im Vorgriff auf die Tanznacht Berlin, die sich im August mit dem Verhältnis des zeitgenössischen Tanzes zu seinen Ursprüngen und Traditionen auseinandersetzen wird, findet am 17. und 18. Juli in den Weddinger Uferstudios jeweils von 14 bis 18 Uhr eine offene Diskussionsveranstaltung statt. Unter anderem Gäste aus der Türkei und den USA werden der Ankündigung zufolge mit in Berlin arbeitenden KünstlerInnen über soziale Wirkungen, politische Vereinnahmung, Widerstandspotentiale und anti-nationale Gegenentwürfe im zeitgenössischen Tanz diskutieren. Der Salon will auch eine Debatte über soziale Bedingungen, ästhetische Debatten und zukunftsorientierte Möglichkeiten im Umgang mit Folklore im zeitgenössischen Tanz eröffnen. Mit dabei übrigens auch Jochen Roller, dessen Choreografien hier wichtige Pionierarbeit geleistet haben. (Uferstudios: „Fälle von Folklore: regionaler Tanz und populäre Entgrenzung“, 18. und 19. Juli, 14–18 Uhr, Eintritt frei. In englischer Sprache)