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Archiv-Artikel

Eine späte Genugtuung für den Osten

Eine PDSlerin als Stadtentwicklungssenatorin? 17 Jahre nach der Wende blieben ihr viele Einzel- statt Prestigevorhaben

Es wäre eine Genugtuung. Sollte sich die PDS wider Erwarten durchsetzen und erneut ein drittes Ressort bekommen, könnte sie bald die Senatorin für Stadtentwicklung stellen. Vorausgesetzt, Amtsinhaberin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) wechselt ins Bildungsressort und der SPD-Filz in der Wohnungswirtschaft lässt den Wechsel zu.

Auch eine Personalie wird bereits gehandelt: die bisherige PDS-Baustadträtin von Lichtenberg, Katrin Lompscher. Offiziell wiegelte Lompscher gestern ab, tatsächlich aber gilt sie vielen in ihrer Partei als senatorabel. Zudem genießt sie das Vertrauen von Wirtschaftssenator Harald Wolf. Vor allem aber: Sie ist eine Frau und kommt aus dem Osten. Ohne eine Ostsenatorin, hatte die Linkspartei argumentiert, werde man nicht in den Senat gehen. Gut möglich, dass der Landesparteitag am 19. November auf dieser Forderung besteht.

Sollte die PDS das Stadtentwicklungsressort tatsächlich mit einer Senatorin aus dem Osten besetzen, könnte dies gut und gerne als Korrektur des Stadtumbaus seit der Wende gedeutet werden. Viele Bauvorhaben wurden vor allem im Ostteil als Versuch empfunden, die Städtebaugeschichte der DDR aus dem Stadtbild zu entsorgen. Das betrifft nicht nur den Abriss des Palastes der Republik, über den Junge-Reyer am liebsten Rasen wachsen ließe. Ihr Vorgänger, Peter Strieder, hat auf der Fischerinsel auch die markante einstige DDR-Gaststätte Ahornblatt abreißen und an seine Stelle einen Nullachtfünfzehn-Kasten setzen lassen. Freunde im Osten macht man sich so keine.

So symbolisch ein Wechsel des Ressorts auch sein mag, so wenig Einfluss wird eine PDS-Senatorin haben. Spektakuläre Bauaufgaben sind Mangelware. Wie langweilig der Job werden kann, zeigt der Koalitionsvertrag, in dem die Aufwertung der City-West vereinbart wurde. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, mangels Alternativen plötzlich ein Schwerpunktvorhaben.

Jenseits symbolischer Großprojekte aber gibt es einiges zu tun. Was wird aus dem Spreeraum? Wie geht es am Hauptbahnhof weiter? Braucht der Schlossplatz eine Kunsthalle? Und dann sind da noch die Hinterlassenschaften des Senatsbaudirektors. Unter einer PDS-Senatorin wird der Umbau des Spittel- und des Molkenmarkts sicher keine Priorität haben. Zumindest da ist Streit vorprogrammiert. UWE RADA