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Archiv-Artikel

Das Lehrgeld lohnt sich langsam

Junges Team, konzentrierte Arbeit: Die Volleyballerinnen vom Köpenicker SC kämpfen sich in der Bundesliga nach oben

Es gibt Tage, da läuft einfach nicht viel zusammen, und in der Regel kann man dies auch kaum erklären. Einen solchen Abend erwischten die Volleyballerinnen vom Köpenicker SC am Sonnabend im Heimspiel gegen NA Hamburg. Mit 1:3 (20:25, 18:25, 26:24, 19:25) unterlagen sie den Gästen und konnten nicht an die zuletzt starken Auftritte mit Siegen gegen Rekordmeister Münster und Wiesbaden anknüpfen. Zu viele einfache Fehler verhinderten ein besseres Ergebnis. „Wir haben zwar kämpferisch überzeugt, aber spielerisch waren wir einfach unterlegen“, resümierte der argentinische Trainer Guillermo Gallardo.

Trotz der Niederlage gegen den Tabellendritten sind die Verantwortlichen beim KSC mit der bisherigen Saison hoch zufrieden. Derzeit belegen sie mit fünf Siegen den achten Tabellenplatz. Im zweiten Bundesligajahr hat die Mannschaft einen großen Schritt nach vorne gemacht. Das war so nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Im ersten Jahr konnten lediglich drei Siege errungen werden. Damals musste die junge Mannschaft oft Lehrgeld bezahlen. Den Klassenerhalt verdankte sie am Ende der Tatsache, dass nur eine Mannschaft aus den beiden 2. Ligen aufsteigen wollte und der USC Braunschweig aus finanziellen Gründen sein Team aus dem Erstligabetrieb herausnahm.

Der Aufschwung hat aber auch seine Gründe. Da wäre zum Ersten der neue Trainer Guillermo Gallardo. „Er macht einen Superjob“, zeigt sich KSC-Sprecher Klaus Sieckmann begeistert. Auch die Spielerinnen freuen sich über die Arbeit des 37-jährigen Argentiniers. „Wir trainieren viel professioneller“, sagt Saskia Hippe, mit 16 Jahren die Jüngste im Team. Gallardos Vorgänger Michael Lehmann war mit der Betreuung der ersten Mannschaft und aller Nachwuchsteams überfordert gewesen.

Zum Zweiten wurde das Team gezielt mit routinierteren Spielerinnen ergänzt. Mit Katalin Schlegl, Tesha Harry und Nadine Nickel konnten drei erstligaerfahrene Akteurinnen dazugeholt werden. Die Ungarin Katalin Schlegl gibt vor allem der Annahme mehr Stabilität – mittlerweile eine der Stärken des KSC. Mit Mittelblockerin Tesha Harry erhielt das Angriffsspiel mehr Durchschlagskraft.

Die Verantwortung ist jetzt auf mehrere Schultern verteilt. „Wir sind nicht mehr so leicht ausrechenbar“, sagt Sieckmann. Das macht sich besonders in umkämpften Spielen bemerkbar. Gingen in der vergangenen Spielzeit alle Tiebreaks verloren, konnten in dieser Saison schon drei gewonnen werden – zwei sogar auswärts. Die Stärke des Köpenicker SC ist die mannschaftliche Geschlossenheit. „Wir sind ein Team, in dem jeder für den anderen kämpft“, beschreibt Saskia Hippe den Teamgeist.

Doch mit den Spitzenmannschaften der Liga kann der KSC noch nicht mithalten. Der Abstand im finanziellen Bereich ist weiterhin groß. „Im Vergleich zu unseren finanziellen Möglichkeiten bewegen wir uns mit dem Team leistungsmäßig am Limit“, sagt Klaus Sieckmann. Trotz der begrenzten Mittel versucht der KSC weiter, seine Strukturen zu verbessern. Besonders viel Wert wird in Köpenick auf die Jugendarbeit gelegt. So spielt die 2. Mannschaft bereits in der 2. Bundesliga. Das hat nicht einmal Meister und Pokalsieger Schweriner SC zu bieten.

Der Verein will sukzessive wachsen und sich Jahr für Jahr an die Bundesligaspitze heranarbeiten. Ziel in dieser Saison: ein einstelliger Tabellenplatz. „In der nächsten Saison wollen wir dann ein bis zwei Plätze hoch“, hofft Gallardo. Der Argentinier betont aber, realistisch zu bleiben – er ist sich der Schwierigkeit seiner Aufgabe bewusst. Denn nur wenn der Köpenicker SC sein Finanzvolumen erhöht, können auch wirklich höhere Ziele angestrebt werden. Nicolas Sowa