wochenübersicht: bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Es ist die Woche der schwächelnden Patriarchen: von Big Daddy aus den amerikanischen Südstaaten zum Beispiel. Der nämlich hat Krebs, und keiner traut ihm zu, mit dieser Nachricht fertig zu werden. Im Hintergrund tobt schon der Kampf ums Erbe, und in einer schwülen Sommernacht kommt es zum Showdown zwischen den Generationen. Tennessee Williams schrieb das Stück über die verzweifelte und zerstörerische Gier nach Geld, Sex und dem Leben vor einem halben Jahrhundert. Jetzt inszeniert es Thomas Ostermeier an der Schaubühne. Den Big Daddy spielt Big Sepp Bierbichler.
Auch König Philipps Macht stößt an ihre Grenzen, zum Beispiel die der Gefühle seiner Frau, die eigentlich seinen Sohn Don Karlos liebt. Aber auch sonst ist dieser spanische König ein gutes Exempel, dass starre Autorität und Beratungsresistenz selten ein Zeichen von Stärke sind. Am Deutschen Theater nimmt sich jetzt Nicolaus Stemann dieses Klassikers von Friedrich Schiller an. Eine echte patriarchale Krise steht auch im Zentrum von Ottfried Preusslers berühmter Geschichte vom Räuber Hotzenplotz. Bloß dass die junge Generation, sprich Kasperl und Seppel, deutlich weniger larmoyant als der spanische Infant Don Karlos ist, weswegen die Sache ein ganz und gar untragisches Ende hat und Wachtmeister Dimpfelmoser, der Zauberer Petrosilius Zwackelmann und der Räuber Hotzenplotz am Ende ziemlich alt aussehen. Die Hamburger Performance-Truppe Showcase Beat Le Mot bringt den Räuber Hotzenplotz jetzt auf die Bühne des Theaters an der Parkaue, und zwar nach allen Regeln ihrer Kunst. Was passiert, wenn Patriarchen nicht rechtzeitig entmachtet werden, erlebt das Liebespaar Romeo und Julia, dessen traurige Geschichte jetzt der Schauspieler und Theaterprofessor Gerd Wameling mit Schauspielstudenten der UdK einstudiert hat.