Mit 67 Jahren nicht mehr ans Band

IG Metall und Ver.di machen in den Betrieben mobil gegen die geplante Heraufsetzung des Renteneintrittsalters

BERLIN rtr/ap/taz ■ Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di und die IG Metall haben gestern in Baden-Württemberg ihre bundesweiten Protestaktionen gegen die geplante Anhebung des Renteneintrittsalters und den Wegfall der Altersteilzeit fortgesetzt. Ver.di-Chef Frank Bsirske sagte auf einer Kundgebung in Esslingen: „Die Rente mit 67 bedeutet mehr Arbeitslosigkeit in Deutschland.“

Ver.di werde den Plänen der Bundesregierung, die Altersgrenze für den Renteneintritt ab 2009 von derzeit 65 schrittweise um zwei Jahre heraufzusetzen, Widerstand entgegensetzen, so Bsirske. „Die Politik in Berlin stößt auf viel Unverständnis.“

Die Gewerkschaften kritisieren die geplanten Änderungen als verkappte Rentenkürzung. Wer künftig vor dem 67. Lebensjahr in Rente geht, müsste beim Ruhegeld deutliche Abschläge hinnehmen. Zudem wird nach Darstellung der Gewerkschaft die Jugendarbeitslosigkeit steigen, da ältere Arbeitnehmer länger arbeiten müssten, um ihre Rentenansprüche zu sichern.

Die IG Metall will ihre gestern begonnenen Proteste in den baden-württembergischen Betrieben und Kommunen heute und morgen ausweiten. Dazu sind vor allem bei den großen Autoherstellern und Zulieferern wie DaimlerChrysler, Porsche und Bosch Kundgebungen und Info-Veranstaltungen in den Kantinen und vor den Werkstoren geplant. Allein in Baden-Württemberg sollen in dieser Woche mehrere zehntausend Beschäftigte in mehr als 100 Betrieben gegen die Rente mit 67 demonstrieren. „Die Arbeits- und Leistungsbedingungen machen es unmöglich, in der Produktion bis zum Renteneintritt zu arbeiten“, sagte Kai Bliesener, Sprecher der IG Metall Baden-Württemberg. Hoher Leistungsdruck und kurze Taktzeiten bestimmten die Tätigkeiten an den Bändern und in den Montagen, und dies in der Regel noch bei Schichtdienst, der den Körper zusätzlich belaste.

Die Metall-Arbeitgeber warnten die Gewerkschaft und die Beschäftigten vor „illegalen Aktionen“. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser sagte: „Wir verwahren uns dagegen, Auseinandersetzungen mit der Politik in die Betriebe zu tragen.“ Der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Ulrich Brocker, sagte, Demonstrationen während der Arbeitszeit seien politisch motivierte und somit rechtswidrige Arbeitsniederlegungen, da sie nicht auf die Tarifpolitik zielten. Die Beschäftigten müssten ihre Pflichten erfüllen. Sonst drohe Lohnabzug. BD