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Archiv-Artikel

„Vielheit in Einheit“

Diskussion über Zahlen in den Religionen

Veronika Schlör

■ 43, Studienleiterin an der Katholischen Akademie. Ihre Themenschwerpunkte sind Theologie und Literatur.

taz: Frau Schlör, ist Gott ein guter Mathematiker?

Veronika Schlör: Das ist zu menschlich gedacht. Aber die großen Religionen Christentum, Islam und Judentum denken, dass die Existenz Gottes sich im Zusammenspiel von Zahl und Maß zeigt.

Was bedeutet denn die Drei?

Die Zahl ist auch in der chinesischen und indischen Theologie wichtig. Das spezifisch Christliche an der Drei besteht darin, dass wir nicht glauben, es gäbe drei Götter, sondern einen Gott in drei Personen. Auf die Frage: Was ist Gott und wie zeigt er sich, antwortet das Christentum: als Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der christliche Gott ist „Vielheit in Einheit.“ Ganz im Gegensatz dazu steht das islamische Glaubensbekenntnis: „Gott ist Einer.“

Die Sieben? Ein Glücksbringer?

Der Aberglaube der Menschen ist dafür verantwortlich, denn die Sieben steht für Ganzheit und Vollkommenheit: In sieben Tagen hat Gott die Welt erschaffen und unser Sonnensystem besteht aus sieben Planeten.

Und die 13 …

… ist eine Unglückszahl, weil sie über die zwölf hinausgeht. Zwölf gilt als Zahl der Vollendung, weil sie sich aus drei (Heiligkeit) mal vier (Vollständigkeit) zusammensetzt. Außerdem gibt es zwölf Monate und die zwölf Jünger. Alles was darüber hinausgeht, kann also nicht gut sein.INTERVIEW: GUNNAR MATZEN

Diskussion: Zahlen und ihre symbolische Bedeutung in Religion und Kunst, mit Sevgi Ünver, Michael Studemund-Halévy und Veronika Schlör, 19 Uhr, Kunsthalle