: Blank poliertes Elfenbein
Publikumsrenner im Kulturhauptstadt-Land: Gerade erst wurde das umfangreiche Programm für das Klavierfestival Ruhr 2007 bekannt gegeben, da sind bereits die ersten Konzerte ausverkauft
VON REGINE MÜLLER
Kaum ist das mit allem Pomp gefeierte Mozart-Jahr beendet, wird im Ruhrgebiet dem zweiten Großmeister der Wiener Klassik gehuldigt: Ludwig van Beethoven. Das diesjährige Klavier-Festival Ruhr möchte Beethoven allerdings nicht als künstlerischen Zeitgenossen Mozarts verstanden wissen, sondern als seinen Erben. Auch in diesem Jahr kann das Festival, das zum 19. Mal stattfindet, in jeder Hinsicht wieder zulegen. Waren es im letzten Jahr, bedingt durch die Fußball-WM in zwei Etappen aufgeteilt, noch 72 Konzerte, werden es in diesem Jahr 90 sein. Einige davon sind bereits ausverkauft. Von Mai bis Juli treten 94 Pianisten aus 25 Nationen an, das Klavierwerk des aus Bonn gebürtigen Titanen nahezu in Gänze aufzuführen. Alle 23 Klaviersonaten werden zu Gehör gebracht, die fünf Klavierkonzerte – mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin – aber auch selten gespielte Werke wie das Tripel-Konzert und die Chorfantasie.
Doch man schaut von Beethoven aus auch nach vorn: Sechs Ur- und sechs Erstaufführungen wollen eine Brücke in die Gegenwart schlagen, die JazzLine wird fortgesetzt und das ambitionierte Education-Programm, das auf drei Säulen ruht: „Abenteuer Klavier – Little Piano School“ (für 2 - 4-jährige Kinder), „Begegnungen – Encounters“, “Entdeckungen – Discovery Projects“. Gesteigerte Aufmerksamkeit wird auch dem Thema Originalklang gewidmet: In die bisweilen als spröde empfundene Klangwelt des zur Beethovenzeit gebräuchlichen Hammerklaviers führen Autoritäten des Fachs wie etwa Andreas Staier ein.
Nahezu jeder Künstler der internationalen Pianisten-Oberliga war schon zu Gast beim Festival, mit vielen großen Namen kann sich auch dieser Jahrgang schmücken. Neben Stammgästen wie Alfred Brendel und Elisabeth Leonskaja kommt sogar der sich sonst äußerst rar machende und eher als schwierig geltende Ivo Pogorelich. Im Gegensatz sorgt eine Reihe von Nachwuchs-Pianisten dafür, dass sich nicht nur etablierte Piano-Größen die Tasten in die Hand geben.
Noch ein spektakulärer Gast wurde in der letzten Woche angekündigt: Der große Keith Jarrett macht Station im Ruhrgebiet, gibt sein Festival-Debüt und das einzige Deutschlandkonzert mit seinen Triopartnern Gary Peacock und Jack DeJohnette. Zu den Höhepunkten des Festivals zählt das auch der umtriebige Festival-Intendant und Initiativkreis Ruhrgebiet-Geschäftsführer Franz Xaver Ohnesorg. Die Jarret-Karten waren vier Stunden nach dem Vorverkaufs-Start bereits ausverkauft. Wahrscheinlich hätte es Ohnesorg zehnmal ausverkaufen können. Doch sorgen muss er sich um das weiter wachsende Festival ohnehin nicht. Das für das Ruhrgebiet näher rückende Europäische Kulturhauptstadtjahr 2010 wird nützen, die Reihe der honorigen Sponsoren ist auf die stattliche Zahl von 44 Namen gestiegen. Und Franz Xaver Ohnesorg ruht bekanntlich nicht.
Der Kartenvorverkauf ist jedenfalls spektakulär angelaufen. Gestern waren bereits fünf Konzerte und eine ganze Veranstaltungsreihe ausverkauft.
12. Mai bis 20. JuliHotline: 0180-5001812www.klavierfestival.de