: „Giftstoffe bleiben jahrelang im Körper“
Auch Kinder sollten viel häufiger und flächendeckender untersucht werden, sagt der Chemotechniker Paul Kröfges
taz: Herr Kröfges, landesweit wird Muttermilch nun auf PFT untersucht. Können sich die Mütter nun sicher fühlen?
Paul Kröfges: Es ist gut, dass die Muttermilch untersucht wird, auch wenn man das schon früher hätte machen sollen. Ich warne aber vor einer einseitigen Fixierung auf PFT bei der Analyse. Es sollte die Gelegenheit genutzt werden, auch auf andere schwer abbaubare Stoffe zu testen.
Welche Chemikalien sind denn noch im Körper?
Ich denke da etwa an Flammschutzmittel. Die stecken in vielen Alltagsgegenständen und gelangen auch in den Körper.
PFT gilt in hohen Dosen als Krebs erregend. Sind andere Stoffe noch gefährlicher?
Das lässt sich nicht ausschließen. Die Gefahr hängt von der Dosis ab, die den Menschen ständig belastet. Die eingelagerten Stoffe schwächen langfristig das menschliche Immunsystem und können Allergien oder Asthma hervorrufen. Auch PFT ist kein direkt giftiger Stoff, sondern wirkt erst nach einer langen Zeit, weil er sehr langsam abgebaut wird. Pestizide, die durch Nahrungsmittel eingenommen werden, können aber unmittelbar giftig sein. In importierten Lebensmitteln, insbesondere Trauben oder Südfrüchten, werden häufig überhöhte Pestizidwerte gemessen oder Stoffe festgestellt, die hier gar nicht mehr erlaubt sind.
Wie lange dauert es, bis solche Gifte abgebaut sind?
Wenn ständig neue Gifte eingenommen werden, dann gibt es keinen Abbau, weil die Stoffe dazu neigen, sich anzureichern. Wird die Zufuhr der Stoffe unterbrochen, dann dauert es sicher fünf bis zehn Jahre lang.
Das heißt, mit der erhöhten PFT-Belastung müssen betroffene Menschen noch jahrelang leben.
Ja, deswegen ist es wichtig, endlich auf EU-Ebene schärfere Grenzwerte und Verbote zu schaffen. Einige Firmen haben schon vor fünf Jahren von sich aus die Produktion von PFT eingestellt, weil sie Schadenersatzforderungen fürchteten.
Muss mehr auf solche Stoffe getestet werden?
Besonders die Kinder, die stark von den Folgen betroffen sind, sollten häufiger und flächendeckender untersucht werden, um Basismaterial über die Gefährdung zu gewinnen. Es gibt nur wenige Erkenntnisse über die Gesamtbelastung der Menschen, insbesondere der Muttermilch.
Sollten die Mütter überhaupt noch stillen?
Vom Stillen würde ich nicht abraten, weil die positiven Effekte der Muttermilch überwiegen. Dazu zählen die Stärkung des Immunsystems oder der Schutz vor Allergien. Umso wichtiger ist es, Giftstoffe zu vermindern.
INTERVIEW: M. SCHROEDER