: Verwaltung statt Besuch der Betroffenen
Personalrat schildert dem Kevin-Ausschuss permanente Arbeitsüberlastung und schlechtes Betriebsklima
Chaotische Akten allenthalben, kontinuierliche Arbeitsüberlastung, demotivierte MitarbeiterInnen und keine Chance auf Abhilfe – Personalrat Wolfgang Klamand wusste gestern im Untersuchungsausschuss „Kindeswohl“ wenig vertrauenerweckendes über das Amt für Soziale Dienst zu berichten.
Bereits 2005 stellte ein Revisionsbericht fast überall „erhebliche Mängel“ in der Aktenführung fest, kaum eines der Sozialzentren arbeite „weitgehend mängelfrei“, heißt es da. Auch seine eigene Arbeit mochte Klamand nicht ausnehmen: „Das kann ich bestätigen, auch für mich.“ Seit Jahren seien die SozialarbeiterInnen nicht mehr in der Lage, alle ihnen übertragenen Aufgaben zu bewältigen.
2001 hatte der von Klamand betreute Ambulante Dienst für junge Menschen noch rund 150 Planstellen, heute seien es gerade noch 100. Zugleich habe die Ausgliederung der Gesellschaft „Pflegekinder in Bremen“ oder der Drogenberatung mehr Arbeit mit sich gebracht und keine Entlastung. Statt mit Menschen müssten sich die SozialarbeiterInnen vor allem mit Akten befassen. Früher, so Klamand, habe der Kontakt mit den Betroffenen zwei Drittel der Arbeit ausgemacht, heute kümmerten sich die SozialarbeiterInnen zu 70 Prozent um Verwaltung.
In einer internen Umfrage gaben Klamand zufolge fast drei Viertel aller MitarbeiterInnen im Amt für Soziale Dienste an, für sich dort keine Perspektive zu sehen. Rund ebenso viele fühlten sich von der Amtsleitung allein gelassen. „Das Klima ist schlecht“, sagt Klamand.
Den Fallmanager von Kevin beschrieb der Personalrat als kompetent. Jedoch wurde 2003 der Verdacht des Alkoholismus gegen ihn laut, sagt Klamand, auch seine KollegInnen hätten Probleme mit ihm gehabt, unter anderem weil er nicht immer erreichbar gewesen sei. Die ihm daraufhin gemachten Auflagen habe der Mann jedoch erfüllt. Warum er, wie Grünen-Politiker Klaus Möhle sagte, im Fall Kevin jedoch „zu eklatanten Fehleinschätzungen“ kam, konnte Klamand nicht erklären. Jedoch sei der permanente Druck „fehlerbegünstigend“ gewesen. mnz