„Erfunden ist übertrieben“

Geschäftsideen unserer Zonis. Heute: Das Königs Wusterhausener Perpetuum mobile. Ein Wahrheit-Interview mit dem ostdeutschen Thermodynamik-Experten Reiner Bärwulf

taz: Herr Bärwulf, dürfen wir Ihnen einen Visitenkärtchenstapel kapitalstarker westlicher Investoren überreichen?

Reiner Bärwulf: Nur zu.

Einer schmaleren Öffentlichkeit sind Sie nach der Wende zunächst als Kfz-Fritze bekannt geworden.

Das ist korrekt. Na und?

Sie haben dann eine Zeit lang in Thüringen mit Gebraucht-Kiddyboards aus Asien gehandelt. Ist auch das korrekt?

Jawoll.

Wie groß ist Ihr zusammengerafftes Vermögen?

Es geht so. Ich beklage mich nicht. Aber ich möchte höher hinaus.

Und darum geht es uns. Sie haben, wie man sich in Erfinderkreisen erzählt, etwas erfunden, das es eigentlich gar nicht geben kann – ein Perpetuum mobile.

Erfunden ist übertrieben. Ich habe die Gebrauchsanweisung für ein Perpetumobil in einem alten Kinderbuch entdeckt, das kein Mensch mehr kennt. Soweit ich weiß, ist auch der Autor schon vor langer Zeit verstorben. Den Namen des Autors werden Sie aus mir aber nicht herausleiern können. Ätschibätschi!

Sie meinen Michael Ende?

Wer sagt das?

In Michael Endes köstlichem Jugendroman „Jim Knopf und die Wilde 13“ kommt ein sogenanntes „Perpetumobil“ vor …

Woher wissen Sie das?

Aus der Jugendzeit. Vom Lesen und Fernsehkucken.

Und was wollen Sie jetzt? Etwa mir meine Geschäftsidee kaputtmachen?

Ach was. Überlegen Sie doch mal, Herr Bärwulf. Ein Magnet, der eine Lokomotive anzöge, würde zugleich auch von der Lokomotive angezogen, und schon stünden alle Räder still. Was sagen Sie dazu?

Ich möchte sofort meinen Anwalt sprechen.

Wir sind Ihr Anwalt.

Ich dachte, Sie wollten mir die Adressen kapitalstarker Investoren übermitteln.

Sorry. Das war nur Spaß.

Das hätte ich mir ja denken können. Buhuu! Das ist so unfair von Ihnen.

Aber, Herr Bärwulf …

Sie …, Sie … Da will man einmal … Buhuu …, schnief …, heul …

So hören Sie doch, Herr Bärwulf …

Da kann ich mir ja gleich einen Strick nehmen …

Hören Sie uns doch bitte mal zu, Herr Bärwulf!

Ja, bitte? Schnief …

Es war doch gar nicht so gemeint …

Doch!

Nein!

Doch!

Nein!

Doch! Sie sind ein ganz fieser Mensch!

Ich bin Realist, Herr Bärwulf!

Genau! Sie …, Sie Regalist, Sie!

Nehmen Sie es nicht allzu schwer, Herr Bärwulf. Wir haben in den neuen Bundesländern schon größere Koryphäen scheitern sehen als Sie.

INTERVIEW: ANDREAS SCHECKER