UNTERM STRICH

Hans Falladas letzter Roman, „Jeder stirbt für sich allein“ – die Geschichte über den Widerstand kleiner Leute gegen das NS-Regime –, kommt mehr als 60 Jahre nach seinem Erscheinen heute erstmals in Deutschland ungekürzt auf den Markt. Fallada schrieb den Roman wie in einem Fieberwahn innerhalb von vier Wochen kurz vor seinem Tod 1947. Ein Exemplar der 877 getippten Seiten entdeckte der Aufbau Verlag kürzlich in seinem Archiv – eine doppelte Überraschung. Denn damit gab es nicht nur unerwartet eine Originalversion. Aus ihr gingen auch die handschriftlichen Korrekturen hervor, die der damalige Lektor nach Falladas Tod für die Erstausgabe verfügte. Alle bisherigen Editionen haben diese übernommen.

Der tschechische Schriftsteller und Schoah-Überlebende Arnost Lustig ist am Samstag in Prag 84-jährig gestorben. Lustig überlebte die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Buchenwald. Beim Transport in das Lager Dachau gelang ihm die Flucht. Lustig schrieb mehr als ein Dutzend Romane, Erzählungen und Drehbücher, die den Holocaust und die NS-Herrschaft anprangern. Er debütierte mit den Erzählbänden „Nacht und Hoffnung“ 1957 und „Diamanten der Nacht“, einer seiner letzten Romane erschien 2007 in deutscher Übersetzung im Berlin Verlag. „Deine grünen Augen“ thematisiert die Zwangsprostitution unter der Naziherrschaft. Nach dem Krieg arbeitete Lustig zunächst als Journalist für Zeitungen und den Rundfunk der damaligen Tschechoslowakei. Nach der Zerschlagung des Prager Frühlings 1968 emigrierte er nach Israel und dann in die USA. 2003 kehrte er nach Prag zurück. Vor drei Jahren erhielt er den Franz-Kafka-Literaturpreis.