: Betr.: Zaire
In Zaire leben 40 Millionen Menschen auf der sechseinhalbfachen Fläche Deutschlands. Von einem Ende des Landes zum anderen sind es fast 2.000 Kilometer, aber ein funktionierendes Straßennetz gibt es heute nicht mehr. Der riesige Staat mit immensen Bodenschätzen und landwirtschaftlichem Potential mitten in Zentralafrika wuchs vor hundert Jahren um das Kongo-Becken als Privatbesitz des damaligen belgischen Königs Leopold II. Von der äußerst brutalen Kolonialherrschaft – die belgische Krone vergab gigantische Flächen als Konzessionsgebiete an Privatunternehmen, die mit Terrorherrschaft die Einheimischen zur Ablieferung von Naturalien zwangen – hat sich das einstige Belgisch-Kongo nie erholt. Gleich nach der Unabhängigkeit 1960 versank es in einem blutigen Bürgerkrieg, in dem mehrere Jahre lang die verschiedenen Provinzen faktisch selbständig waren. 1965 ergriff Armeechef Mobutu die Macht. Er wollte das Land zusammenschmieden, benannte es in „Zaire“ um und zentralisierte alle politische und wirtschaftliche Macht auf die eigene Person. So wuchs in Zaire eines der korruptesten Regime der Welt, während Infrastruktur und Wirtschaft zerfielen. Die Abschaffung des Einparteiensystems ab 1990 hat bislang nicht zu einem Machtwechsel geführt: Zu viele Trümpfe behält Mobutu in der Hand. Jetzt löst sich Zaire langsam wieder in seine Bestandteile auf.
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