: Aus der Traum!
■ Bündnis für Arbeit bei Metall ist gescheitert
Nach jedem Traum kommt das Erwachen. Trotzdem bleibt der Traum bedeutsam. Ein nationales, übergreifendes Bündnis für Arbeit – das war der öffentliche Traum in einer Zeit, in der die Arbeit verlorengeht. Gestern kam das Erwachen. Die Spitzengespräche von Gesamtmetall und Gewerkschaft über ein Metall-Bündnis sind gescheitert.
Die Idee des Bündnisses wurde auf zentraler Ebene aufgegeben und in die einzelnen Tarifbezirke und Betriebe verlagert. Vor Ort sollen jetzt die regionalen Metall-Tarifpartner, sollen Betriebsräte und Geschäftsleitungen über beschäftigungssichernde Regelungen verhandeln. Von der anfänglichen Idee des IG-Metall-Chefs Klaus Zwickel zu einem großen „Bündnis“ ist damit nur noch der Gestus geblieben.
Alle verzichten auf Geld, und dafür gibt es mehr Jobs: Mit diesem Vorschlag hatte Zwickel am 1. November die Öffentlichkeit elektrisiert. Am Ende kamen lediglich Vereinbarungen heraus, untertarifliche Einstiegslöhne für Langzeitarbeitslose und befristete Arbeitsverträge zu erleichtern. Auch auf politischer Ebene dürfte die Hochkonjunktur der Bündnis-Debatte vorbei sein. In der nächsten Kanzlerrunde geht es schon wieder um etwas anderes, nämlich die Wirtschafts- und Währungsunion. Das Ergebnis der beiden letzten Kanzlerrunden zum Bündnis: eine konkrete Vereinbarung zur Altersteilzeit, eine vage Zusage, mehr Lehrstellen zu schaffen. Die Arbeitslosenhilfe wird nicht um fünf, sondern nur um drei Prozent abgesenkt. Das Thema „Beschäftigungspakt“ dürfte von den Titelseiten verschwinden. Nicht aber die Massenarbeitslosigkeit.
Konkret werden Betriebe und Beschäftigte zur Selbsthilfe greifen müssen. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Gesamtmetall-Präsident Gottschol spricht sich für Bündnisse auf betrieblicher Ebene aus. Diese Ebene ist bekannt: Zugeständnisse bei den Arbeitszeiten, weniger Sozialleistungen, untertarifliche Löhne, und das alles gegen die mehr oder weniger verbindliche Zusage, den Job zu behalten. Wenn einer der beiden Verhandlungspartner erpreßbar ist, kann von einem Bündnis keine Rede mehr sein.
Trotzdem, es war ein schöner Traum. Die schönsten Träume aber scheitern an der Wirklichkeit. Im Kopf jedoch, da leben sie weiter. Und kommen wieder. Barbara Dribbusch
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