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Mensch und Macho

■ Anthony Quinn las im Thalia Theater

Anthony Quinn ist mit seinen 80 Jahren eines der letzten Hollywood-Urviecher. Ein Riese der Filmgeschichte, abonniert auf finster-faszinierende Kerle wie Zampano in La Strada, den Glöckner von Notre-Dame oder Alexis Sorbas. Dieses Mannsbild mit Weltstarruf kam ins Thalia-Theater, um aus seiner Autobiographie Ein-Mann-Tango zu lesen, die gerade auf deutsch erschienen ist. Weniger Quinns Buch als die voyeuristische Freude an glamouröser Größe hat wohl Hunderte aus der Triste eines Hamburger Sonnabends ins ausverkaufte Thalia gelockt.

Das Geschehen bis zu Quinns Auftritt gerann dann zeitweise eher zum burlesken Vorspiel mit Pannen, geboren wohl aus der verständlichen Nervosität des Hausherrn Jürgen Flimm und des Moderators Hellmuth Karasek, der einige Eckdaten aus Quinns Leben verlas. Als einen „gewaltigen Kerl“ führte er den 1915 in Mexiko geborenen Quinn ein, der auch in seinem Buch gerne Männergeschichten erzähle: „Ein großer Schauspieler, Mann und Macho“. Daß nach dieser Ankündigung fälschlicherweise Flimm im Rampenlicht stand, trug zur Unterhaltung bei. Quinn, im schlichten blauen Zwirn und sichtlich amüsiert, wurde dann doch noch mit den für ihn gedachten standing ovations empfangen und führte nach einem nicht so recht gelungenen Dialog mit Karasek seinen Ein-Mann-Tango auf: Eher erzählend und spielend als lesend, wuchs er auf der Bühne zum lebendigen, humorvollen, aber auch anrührenden Faszinosum. Nicht nur, weil seine Geschichten mit Namen wie Rita Hayworth und Orson Welles verknüpft sind, sondern auch, weil er sich dabei noch so menschlich, besonders gern als Vater seiner 2jährigen Tochter Antonia, inszeniert. Daß er, so Karasek, „Musterbild des Machismo, das auch die Tragödie des Machismo gespielt hat“, sein Jahrhundert zu Ende gehen sieht und in der Tochter die Schauspielerin des 21. Jahrhunderts verehrt, könnte zumindest ein Grund sein, warum auch frau den Macho Quinn sympathisch finden kann.

Elke Siegel

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