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Archiv-Artikel

Zwei Kampfjets abgeschossen

UKRAINE I Kiew: Raketen wurden von russischem Territorium abgefeuert. Erste Opfer des Fluges MH17 in die Niederlande überführt. Nicht alle Leichen am Absturzort geborgen

Die beiden Flugschreiber wurden zur Auswertung an britische Ermittler übergeben

CHARKIW/DONEZK afp/dpa/taz Im umkämpften Osten der Ukraine sind nach Angaben des Militärs am Mittwoch zwei Kampfflugzeuge der Armee abgeschossen worden. Nach Angaben der Regierung in Kiew sei der Abschuss „vom Territorium der Russischen Föderation aus“ erfolgt. Die Kampfflieger seien in 5.200 Metern Höhe unterwegs gewesen, was zu hoch sei für schultergestützte Raketenwerfer der Separatisten, sagte Andrej Lyssenko vom Nationalen Sicherheitsrat am Mittwoch in Kiew. „Die Maschinen wurden von mächtigen Luftabwehrraketensystemen beschossen – vorläufigen Informationen nach von Raketen vom Territorium der Russischen Föderation aus.“

Unterdessen wurden die sterblichen Überreste von rund 60 der insgesamt 298 Opfer der am vergangenen Donnerstag über der Ostukraine abgeschossenen malayischen Passagiermaschine am Mittwoch in die Niederlande geflogen. Dort wurden sie am Nachmittag in Eindhoven erwartet. Die niederländische Regierung rief Staatstrauer aus, im ganzen Land sollten die Kirchenglocken läuten.

Zu der Behauptung der Regierung in Kiew und westlicher Staaten, prorussische Rebellen hätten das Flugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete vom Himmel geholt, legten US-Geheimdienstvertreter am Dienstagabend in Washington neue Erkenntnisse vor: Es gebe bisher zwar keine zwingenden Hinweise für eine direkte Verwicklung der russischen Regierung in den Abschuss der Maschine. Doch habe Moskau erst die „Bedingungen“ für den Abschuss „geschaffen“, indem es die Aufständischen bewaffnet habe.

Das wahrscheinlichste Szenario sei, dass die Maschine aus Versehen abgeschossen wurde, sagte einer der Geheimdienstvertreter. Ob russische Funktionäre beim Start der Rakete zugegen waren, könnten sie nicht sagen. Ebenso unklar sei, ob die Schützen in Russland im Umgang mit den Waffen ausgebildet wurden.

Zur Aufklärung beitragen sollen auch die beiden Flugschreiber der Boeing 777, die von den niederländischen Behörden zur Auswertung an britische Ermittler übergeben wurden. Auch mit der Untersuchung und Identifizierung der Opfer von Flug MH17 soll nach tagelanger Verzögerung nun bald begonnen werden. Der zuständige niederländische Beamte Jan Tuinder sagte jedoch, höchstens 200 von den 282 bisher entdeckten Leichen seien bislang aus der Absturzgegend abtransportiert worden. Nach Darstellung der Separatisten liegen am Absturzort immer noch 16 Leichen. Die prorussischen Kräfte widersprachen damit am Mittwoch ebenfalls Angaben der ukrainischen Regierung, wonach alle 298 Opfer des Boeing-Absturzes vom vergangenen Donnerstag geborgen seien. Im Absturzgebiet würden Experten erwartet, die sich um die letzten Opfer der Tragödie kümmern sollten, sagte ein Sprecher der nicht anerkannten „Volksrepublik“ Donezk der russischen Staatsagentur Itar-Tass. Ein Kühlwaggon für den Abtransport warte am Haltepunkt in Tores. In einem weiteren Waggon befänden sich Gegenstände der Passagiere.