Von Unwuchten und anderen Bewegungsfragen Von Klaudia Brunst

Es war ein jämmerlicher Anblick, als meine treue AEG Lavamat SL unlängst ihren Dienst quittierte. „Weißt du“, meinte ich an diesem Abend zu meiner Freundin, „Katzen suchen sich zum Sterben ja auch ein stilles Plätzchen. Und ich hatte den Eindruck, daß unsere Waschmaschine auch aus ihrer Einbauecke wegwollte, um uns diesen Anblick zu ersparen.“ – „Das Wandern kommt von der Unwucht, und die kommt von den kaputten Lagern“, erwiderte meine Freundin lapidar. „Du solltest dir das nicht so zu Herzen nehmen. 14 Jahre – das ist doch ein stattliches Alter für eine Waschmaschine.“ – „Eben“, gab ich traurig zurück. „Sieh es doch mal aus meiner Warte: Ich kenne diese Maschine länger als dich...“

Vielleicht war es diese Bemerkung, die meine Freundin veranlaßte, noch am gleichen Wochenende eine neue Waschmaschine kaufen zu gehen. „Und zwar eine ganz moderne, mit Ökoprogramm und Wollwiege und all dem Zeug!“ Energisch zog sie den Prospekt eines großen Elektromarktes aus der Tasche, der stadtweit für seine günstigen Abholangebote bekannt ist. „Nee, also wirklich“, moserte ich, „darauf habe ich nun wirklich keinen Bock mehr. Selbstabholer! Pah! Hast du Lust, auf deine alten Tage noch eine Zweizentnermaschine in den vierten Stock zu schleppen? Ich nicht. Wenn schon, denn schon: Ich gehe am Donnerstag ins KaDeWe. Da haben sie auch immer Sonderangebote und eine viel bessere Beratung...“

Wir entschieden uns recht schnell für eine AEG Öko-Lavamat mit 850 Umdrehungen und einer faserschonenden Wollwiege. „Selbstverständlich arbeitet die absolut ökologisch!“ meinte die Verkäuferin pikiert und verwies auf die eingebaute Füllmengenwaage, die stets nur die nötige Wassermenge beimische. „Ein intelligentes System!“ rief meine Freundin, „Die nehmen wir!“ Wir einigten uns auf den kommenden Dienstag als Liefertag. „Das mit der Transportsicherung regelt dann der Klempner“, säuselte die Verkäuferin, „die Damen wollen doch die Maschine nicht selbst anschließen, oder?“

Abends hatten wir dann noch einen handfesten Krach über unser Haushaltsbudget. Meine Freundin hielt mein „ganzes Verhalten“ im KaDeWe für „ekelhaft femme“ und bestand darauf, daß ich die 65 Mark für den Klempner von meinem Taschengeld bezahlen solle. Ich hielt dagegen, daß wir nun wirklich nicht mehr in dem Alter seien, mit einer Rohrzange unter der Spüle herumzuspielen, und daß im übrigen ein fachgerechter Anschluß den Vorteil habe, daß er bei einem eventuellen Wasserschaden gegenüber der Versicherung regreßtauglich sei. Woraufhin meine Freundin meinte, ich habe wohl inzwischen jeglichen gaypride eingebüßt und ich mich dazu hinreißen ließ, sie an meinen Motorradführerschein zu erinnern, auf den sie total neidisch ist.

Meine Freundin zog es daraufhin vor, die kommenden Nächte bei meiner Nachbarin zu verbringen. So daß sie wenigstens nicht dabei war, als der Monteur sich strikt weigerte, die Maschine an dem dafür vorgesehenen Platz aufzustellen. Auf diesem „schwankenden Holzfußboden“ könne man das Gerät keinesfalls fachgerecht aufstellen. „Ham' Se nich' nen juten Freund, kleenes Frollein, der Ihnen det anmontieren kann? Käm' Se ooch viel billiger.“