piwik no script img

Archiv-Artikel

Die Zeit der Co-Trainer

Mönchengladbach siegt 2:0-Siege bei Arminia Bielefeld und beschert Ex-Co-Trainer Jos Luhukay den Chefposten bis Saisonende. In Ostwestfalen könnte demnächst eine ähnliche Lösung anstehen

Jupp Heynckes hatte der Mannschaft per SMS alles gute gewünscht

AUS BIELEFELD VOLKER BACKES

Bei der Vorschau auf den Bundesligaspieltag spotteten die Kommentatoren des britischen Radiosenders BFBS, „Beelefelt“ sei ja wohl „a nice place to be“, anschließend lachten sie herzhaft. Dennoch hatte ihr Hohn beinahe etwas Prophetisches. Für die Mönchengladbacher Spieler, Fans und Verantwortliche endete mit dem 2:0 auf der Alm bereits zum zweiten Mal eine lange Gladbacher Auswärts-Durststrecke. Am 24. September 2005 setzte ein 2:0 einen Schlussstrich unter 23 sieglose Auswärtspartien, in der aktuellen Spielzeit kamen die Fohlen vom Niederrhein bereits zehnmal nicht über ein Unentschieden hinaus. Tatsächlich ein schöner Platz zu sein.

„Das war ein Befreiungsschlag“, sagte Borussen-Profi Michael Delura nach dem Spiel – für Mannschaft, Fans und Verantwortliche. Im Überschwang übertrugen sie Ex-Co-Trainer Jos Luhukay den Chefposten bis zum Saisonende. Der Holländer, gleichfalls in Gönnerlaune, widmete den Sieg seinem Vorgänger Jupp Heynckes.

Dieser war nach dem misslungenen Start in die Rückrunde zurückgetreten. Innerhalb einer Woche war Heynckes von einem „Denkmal“, das man nicht zu stürzen wagte, zu einem „Dinosaurier“ mutiert. Sein Nachfolger Luhukay, Anfang des Jahres von Heynckes persönlich als Co-Trainer eingesetzt, sah sich als selbstloser Vollstrecker des Heynckes‘schen Vermächtnis. „Der Trainer“, so Luhukay, habe ihm und der Mannschaft vor dem Spiel per SMS alles Gute gewünscht. Die „kleinen Veränderungen in der Aufstellung“, seien nur Ausdruck einer persönlichen Note – entscheidender sei ohnehin das „Wir-Gefühl“, das er bei der Mannschaft erzeugen wollte.

Dieses Gefühl vermittelte den Borussen offenbar Flügel, über die vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder Marcel Jansen gefährlich in Arminias Hälfte vordrang. Die Pausenführung durch Insua war Folge eines kontinuierlich anwachsenden Angriffsdrucks und absolut verdient – Nationalspieler Jansen sorgte in der 89. Minute für die Entscheidung.

Zu einem „Zehnpunktespiel“ hatten die Arminen im Vorfeld den anstehenden Vergleich mit Mönchengladbach stilisiert. Ein Sieg der Gastgeber hätte den Abstand zu den Borussen auf zehn Punkte anwachsen lassen und nach zwei wenig überzeugenden Auftritten zum Rückrundenauftakt die fußballerische Gemütslage am Teutoburger Wald wieder ausgeglichener gestaltet. Denn dort schaute man Trainer Thomas von Heesen nach dessen Erklärung, den Verein zum Saisonende verlassen zu wollen, etwas genauer auf die Finger. Fans und Verantwortliche fühlten sich zunächst vom Coach unnötig hingehalten und reagierten in den letzten Tagen verstört auf vermeintliche Versuche von Heesens, sich alle Zukunftsoptionen nach wie vor offen zu halten.

Im Laufe der zweiten Halbzeit ließen die Fans angesichts acht siegloser Spiele in Folge und des wiederhergestellten Kontaktes zur Abstiegszone ihrem Unmut freien Lauf und empfahlen dem scheidenden Coach den zügigen Weg nach Dortmund. Es deutet sich ein unrühmliches Ende einer lange Zeit recht glücklichen Ehe zwischen von Heesen und Arminia an. Als Nachfolger ist neben Bruno Labbadia auch Co-Trainer Frank Geideck im Gespräch. Vielleicht sollten die Bielefelder bei den Gästen nachfragen, was sinnvoller ist.