: Unterm Strich
Achmed Zakajew, vor dem Krieg in Tschtschenien Schauspieler am Großen Dramatischen Theater in Grosny, ist heute Vizepremier- und Kulturminister des vom Krieg zerstörten Landes. Im März hatte er deutsche Kulturinstitutionen darum gebeten, dabei zu helfen, daß europäische Kulturleben in Grosny wieder möglich wird. Daraus ist nun die Idee entstanden, daß die Berliner Schaubühne am Lehniner Platz mit dem persischen Märchen „Die Sprache der Vögel“ vom 13. bis 16. September in Grosny gastieren wird. Dazu sollen auch Moskauer Theaterleute eingeladen werden, um die abgerissenen Beziehungen der Kunst zwischen Moskau und Grosny neu zu knüpfen. Für dieses Projekt werden 62.000 Mark benötigt, die die Schaubühne nicht aufbringen kann. Spenden unter dem Stichwort Grosnygastspiel können auf as Konto der Gesellschaft Kontinent e.V. überwiesen werden: Sparkasse Bonn: BLZ 380 500 00; Kontonummer 29 00 7770. Derzeit wird noch darüber verhandelt, ob die Schaubühne das Stück am 17. September zusätzlich im Moskauer Lenkom-Theater aufführen wird.
Volker Schlöndorff bleibt den Babelsberger Filmstudios erhalten. Entgegen früher geäußerten Plänen will er noch fünf Jahre am Potsdamer Medienstandort bleiben, allerdings als Vorstandsmitglied und nicht mehr als Geschäftsführer. In Babelsberg sei „ein kleines Wunder“ geschehen, der Standort sei gerettet, sagte Schlöndorff gestern im „ZDF-Morgenmagazin.“ Die Babelsberger Studios würden als technisch sehr gut ausgestattete Filmproduktionsstätte noch in 50 Jahren bestehen. Diese äußerst gelungene Privatisierung sei mit der alten Belegschaft geschafft worden. Schlöndorff räumte ein, das Geschäft laufe allerdings zu drei Vierteln mit Vorabendserien für das Fernsehen, die große europäische Filmproduktion sei in Babelsberg noch nicht wie erhofft angelaufen, „obwohl wir einen guten Investor haben“. „Drei harte Jahre“ lägen noch vor einer großen Filmproduktion am brandenburgischen Standort.
Der frühere amerikanische Kunstoffizier Walter I. Farmer, der als Verfasser des „Wiesbadener Manifest“ bekannt geworden ist, ist am vergangenen Samstag im Alter von 86 Jahren in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio gestorben. Als Leiter des Kunstgutlagers der US-Armee in Wiesbaden hatte Farmer 1945 die Weisung erhalten, 200 Gemälde aus dem Eigentum der Berliner Museen zur „Sicherheitsverwahrung“ in die USA zu schicken. Mit dem „Wiesbadener Manifest“ protestierte er dagegen und erklärte, daß Kunstschätze als Teil des nationalen Kulturerbes nicht dem Siegerrecht unterlägen. Mit Farmers Protest konnte zwar der Transport der Gemälde zu einer Ausstellungstournee durch die USA nicht verhindert werden. Die große Aufmerksamkeit, die dieser Vorgang jedoch in der Öffentlichkeit erregte, ebnete den Weg für die baldige Rückkehr der Gemälde.
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