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Archiv-Artikel

Lövenkrands’ Tag

Nach dem 2:0 bei Werder Bremen übernimmt der FC Schalke 04 die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga

BREMEN taz ■ Für die Buchmacher schien die Sache eindeutig. Ob bei der Wettbörse Betfair oder beim Wettanbieter bwin: Werder Bremen war in der Winterpause erster Kandidat auf den Titel der Fußball-Bundesliga. Zwischen 20 und 25 Euro bekäme der zurück, der zum Jahreswechsel 10 Euro auf den Herbstmeister als neuen Meister gesetzt hat. Obwohl schon damals der FC Schalke 04 punktgleich war, stand der Kurs für die Gelsenkirchener bei 50 für 10. Seit dem gestrigen Sonntag bedürfen die Quoten einer Korrektur: Nach dem 2:0 (1:0)- Sieg im Spitzenspiel bei Werder Bremen sind die Königsblauen ein echter, vielleicht sogar der erste Titelanwärter.

Schalke 04 gewann nach zwei Toren von Peter Lövenkrands (20. und 73. Minute) verdient, weil der Gast sich als besser organisiertes Team präsentierte. Art und Weise des Auftritts befeuert die Sehnsüchte, nach 49 Jahren endlich wieder eine Meisterschaft auf Schalke zu feiern. Wie sehr das Schalker Selbstvertrauen nun gestiegen ist, macht Mladen Krstajic deutlich. Der kantige Verteidiger hat jedenfalls den FC Bayern im Titelkampf schon abgeschrieben. „Die werden nicht mehr Meister“, stellt der Serbe unmissverständlich fest, „es ist unwahrscheinlich, gleich zwei Vereine einzuholen, die so viele Punkte Vorsprung haben.“

Das in 84 Länder live übertragende Gipfeltreffen erfüllte spielerisch nur bedingt die Erwartungen – was vor allem daran lag, dass beide Kontrahenten das Mittelfeld verdichteten. Logische Folge: Unzählige Zweikämpfe, etliche überaus hitzig geführt. Werders ansonsten so formidables Angriffsspiel kam überhaupt nicht in Gang. Diego fand keine Lücke oder verpasste den bestmöglichen Zeitpunkt zum Abspiel. Der gesperrte Antreiber Torsten Frings wurde schmerzlich vermisst. Und die Stürmer Miroslav Klose und Hugo Almeida kam deswegen zu selten zum Zug. Die Schalker Innenverteidigung mit Marcelo Bordon und Krstajic glänzte indes mit gutem Stellungsspiel und Zweikampfverhalten. Den Gästen genügte eine erste herausragende Szene, um in Führung zu gehen. Lincoln düpierte Mertesacker, nach der Maßflanke des Brasilianers schoss Lövenkrands den Ball per Scherenschlag in die Maschen. Die Bremer Antwort ließ auf sich warten: Bei der besten Möglichkeit rettete der in jeder Szene sichere Torwart Manuel Neuer gegen Tim Borowski (37.).

Wer geglaubt hatte, Werder würde in der zweiten Halbzeit einen enthemmten Sturmlauf starten, sah sich getäuscht. Meist ideenlos rannte sich die Elf von Trainer Thomas Schaaf im königsblauen Bollwerk fest, während die Gelsenkirchener gezielte Nadelstiche per Konter setzten: Bajramovic, Lövenkrands und Kuranyi hatten das zweite Schalker Tor auf dem Fuß. Und selbst als Schaaf mit einem Schlag Vranjes, Rosenberg sowie Hunt einwechselte (64.), wurde Werder nicht besser. Im Gegenteil: Der Däne Lövenkrands schloss einen mustergültigen Konter nach Kuranyis Vorarbeit mit dem 2:0 ab. Für die Bremer stand damit nach sechs Siegen in Serie die vierte Saisonniederlage fest – zwei davon stammen nunmehr aus den Duellen gegen Schalke 04. FRANK HELLMANN