Jagd auf Geisternetze

MEERE In der Ostsee treiben herrenlose Fischernetze. Der WWF will sie einsammeln – zum Schutz der der Meeresbewohner

Im Spätsommer will die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) mit der Bergung von mehreren Tonnen Geisternetzen vor der deutschen Ostseeküste beginnen. Zusammen mit eigens geschulten Fischkutterbesatzungen werde man die an Wracks und am Meeresboden verfangenen Netze einsammeln und entsorgen, teilte die Organisation mit. Allein in die Ostsee gelangen jährlich bis zu 10.000 herrenlose Netzteile, losgerissen von der Küstenfischerei oder im Sturm von Fischerbooten verloren.

Auch nach Jahrzehnten stellen sie noch immer eine Gefahr für die Meeresumwelt dar und werden „zur lautlosen Falle für Meeressäuger, Seevögel und Fische“, so Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros Stralsund. Fast ein Zehntel des weltweiten Meeresmülls besteht aus Geisternetzen. Schätzungen zufolge sind es über 640.000 Tonnen.

In einem Pilotprojekt in den Jahren 2011 und 2012 hat der WWF bereits 27 Tonnen Netze aus der polnischen und litauischen Ostsee geborgen. Insgesamt hatten die Geisternetze eine Länge von 135 Kilometern.

2013 startete der WWF eine erste Expedition zu den deutschen Geisternetzen. 15 Taucher sondierten und dokumentierten 28 Schiffswracks vor der Insel Rügen. Gerade an Wracks und anderen Meereshindernissen verfangen sich die Geisternetze vermehrt.

Um die Gefahr für die Tiere zu verringern, fordern Meeresbiologen und Umweltschützer, Netze mit Signalgebern auszustatten. So könnten sie nach dem Verlust geortet und eingesammelt werden.  (epd)