■ Mit menschlichen Ersatzteilen auf du und du: Aus Kuhmenschen
Berlin (taz) – Zum ersten mal sind aus Zellen von Erwachsenen wieder Embryonen-Zellen geschaffen worden – das jedenfalls reklamieren Forscher der Firma Advanced Cell Technology in Worcester, Massachusetts, für sich. Sie haben bereits ein Patent angemeldet und sehen ein großes Potential für die vielgerühmtem Ersatzteilorgane für Menschen. Der Clou bei den Forschern aus Massachusetts ist, daß sie von erwachsenen Zellen ausgingen. Letzte Woche erregte Aufsehen, daß es Genetikern gelang, aus einem menschlichen Embryo verschiedene Zellkulturen – die Grundlage für den Traum von Organbanken – heranzuziehen. Dann müßte jedoch schon dem Embryo in den ersten Tagen seiner Entwicklung eine Zelle entnommen werden.
Mit den neuen Ergebnissen reicht nun eine Probe von Kindern oder Erwachsenen; nur ein solches Verfahren ist in der Praxis denkbar. Einer der Forscher, der argentinische Tierarzt José Gibelli, schabte sich selbst 52 Zellen ab. Dann entnahm er die Zellkerne und verschmolz sie mit Embryonenzellen einer Kuh. Eine dieser Kuhmenschen-Hybridzellen teilte sich denn auch wirklich wie ein Embryo. „Die Hybridzelle wurde schnell immer menschlicher, als der menschliche Zellkern die Kontrolle übernahm und die Kuheiweiße langsam vertrieb“, so die Forscher zur New York Times.
Die Ergebnisse sind jedoch bisher wissenschaftlich nicht nachgeprüft. Einige Forscher halten es grundsätzlich für möglich. Unklar ist jedoch, wie sich der menschliche Zellkern mit den Rinder-Mitochondrien verträgt. Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zelle und haben ihr eigenes Erbgut. Experimente bei Affen haben gezeigt, daß nur bei sehr nahe verwandten Arten wie Gorillas und Schimpansen die Kommunikation zwischen Zellkern und fremden Mitochondrien klappt. rem
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