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Unterm Strich

Am Ende hat Schriftstellers Schreibhemmung auch ihr Gutes. Sie setzt viele Wissenschaftler und Werkexegeten in Lohn und Brot oder wenigstens auf Honorar und Zeitvertrag. Wolfgang Koeppen ist gewissermaßen der Meister der veredelten Schreibhemmung. Seit den 70er Jahren wartete die alte Bundesrepublik auf den großen Koeppen-Roman, vergeblich. Zahlreiche Romananfänge noch im Nachlaß schlummern, einige wenige sind bereits veröffentlicht. Der gesamte schriftstellerische Nachlaß des 1996 verstorbenen Romanciers Wolfgang Koeppen ist jetzt im Besitz der Greifswalder Ernst-Moritz-Arndt-Universität. Greifswald ist die Geburtsstadt Koeppens. Die Arbeiten sind vor wenigen Tagen von der Peter-Suhrkamp-Stiftung in die Geburtsstadt Koeppens überführt worden und sollen in den nächsten Monaten gesichtet werden, wie der Germanist Gunnar Müller- Waldeck in Greifswald mitteilte. Bereits seit Monaten durchforsche eine Gruppe von Wissenschaftlern des Instituts für Philologie die fast 10.000 Bände umfassende Arbeitsbibliothek des Schriftstellers. Ziel sei der Aufbau eines aufgearbeiteten Koeppen-Archivs. Im Herbst 2000 sollen bislang unbekannte Funde aus dem Koeppen-Nachlaß auf einer internationalen Konferenz vorgestellt werden. Morgen wird in Greifswald der erstmals verliehene Koeppen-Preis vergeben. Die mit 10.000 Mark dotierte Ehrung geht an den Berliner Lyriker Richard Anders.

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