„Es geht um die Offenheit“

TAG DER OFFENEN TÜR Kokon ermöglicht psychisch kranken Eltern, ihre Kinder selbst großzuziehen

■ Sozialpädagogin, leitet „Dezentrales Wohnen“ bei der Werkgemeinschaft.

taz: Frau Hüsing, was ist das Anliegen von Kokon?

Stefanie Hüsing: Wir möchten psychisch kranken Müttern und Vätern die Möglichkeit geben, ein Kind selber großzuziehen. Zugleich soll das betreute Wohnen dabei für die Sicherheit sorgen, dass, wenn sie an dieser Aufgabe scheitern, eben nicht das Kindeswohl gefährdet ist.

Derzeit ist man gerade in Bremen schnell dabei, die Kinder aus den Familien zu nehmen …

Ja, vor allem seit Kevin.

So ein Fall soll sich natürlich nicht wiederholen.

Richtig. Deswegen sind wir ja dabei. Es ist aber eben auch sehr wichtig, dass die Betroffenen Chance haben, das auszuprobieren. Wir hatten auch Mütter, die dann für sich entschieden haben: Ich schaffe es nicht. Da ist das Kind dann in eine Pflegefamilie gekommen. Die Mutter hat aber einen guten Kontakt zu der und auch zu ihrem Kind. Diese Offenheit – genau darum geht es uns.

Es überrascht, dass Sie jetzt ein zweites Kokon-Haus eröffnen: Ist denn der Bedarf so groß?

Ja. Beim ersten hatten wir innerhalb des ersten Jahres bereits zwölf Mütter und 15 Kinder teilweise im Haus, teilweise ambulant betreut.

Ausschließlich Mütter?

Wir sind offen auch für Väter. Aber angemeldet hat sich bislang noch keiner. INTERVIEW: BES

Kokon ist ein Kooperationsprojekt von Caritas und Bremer Werkgemeinschaft. Tag der Offenen Tür und Eröffnung: Karl-Bröger-Str. 23, 10.30-12.30 Uhr