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Demonstrativer Schulterschluss

SPD Der schleswig-holsteinische Spitzenkandidat Torsten Albig besucht die Landtagsfraktion und stellt Einigkeit mit Parteichef Ralf Stegner zur Schau. Dieser war zuvor bei der Kandidatenkür unterlegen

„Wir sind nicht weit auseinander“

Torsten Albig, SPD-Spitzenkandidat

Fröhlich sei er begrüßt worden bei der „künftigen Regierungsfraktion“, sagte Torsten Albig, Kieler Oberbürgermeister und neuer Spitzenkandidat der SPD Schleswig-Holstein, nach seinem Antrittsbesuch bei der Kieler Landtagsfraktion. Gastgeber Ralf Stegner, Landespartei- und Fraktionschef, erklärte: „Wir haben besprochen, wie wir es anstellen, damit aus dem Spitzenkandidaten der nächste Ministerpräsident wird.“ Bester Laune, siegesgewiss und vor allem: einig – diese Botschaft wollten die beiden Spitzen-Sozis gestern der Presse vermitteln.

Einen Tag nach Albigs klarem Sieg bei einer Mitgliederbefragung hatten die beiden ihre Zusammenarbeit vereinbart: So will Albig Stegners erneute Kandidatur für den Landesvorsitz unterstützen. Diese Entscheidung, die beide ohne die Parteigremien trafen, hatte in der Partei für Unruhe und Unmut gesorgt. Gestern bekräftigten Stegner und Albig nun den Schulterschluss: „Wir werden uns austauschen und geschlossene Positionen vertreten“, sagte Stegner. „Wir sind nicht weit auseinander“, so Albig. Er habe mit der Fraktion vereinbart, sie solle künftig „so handeln, dass es eine Regierung unter meiner Führung sofort umsetzen kann“. Der Kieler OB bekannte sich zur Strategie des Hamburger SPD-Wahlsiegers Olaf Scholz: „Es schreckt nicht ab, wenn man den Leuten sagt, dass nicht alles Wünschenswerte sofort umzusetzen ist.“

Das betrifft Themen, bei denen Stegner bisher eine entgegengesetzte Position vertreten hat, etwa die beitragsfreien Kita-Plätze. Er werde kein Neben-Fraktionschef sein, sagte Albig: In der Fraktion stehe keine Wahl an, „Ralf Stegner ist ihr Chef“.

Parteimitglieder wie Beobachter zweifeln, ob diese Duo-Lösung funktioniert. Stegner sei „in der Probezeit“, soll es bei der Parteiratssitzung geheißen haben. Anke Spoorendonk (SSW) schlug denn auch ein „gemeinsames Twitter-Konto“ vor – Stegner macht Politik gern per Kurznachrichten und hatte auch Albig dort angegriffen. EST

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