: Angst in Saudi-Arabien und Panzer auf Omans Straßen
AUFRUHR Börse in Riad reagiert hoch nervös. Im Jemen klagt der Präsident die USA und Israel an
JEMENS PRÄSIDENT SALEH
BERLIN taz | Seismografisch reagierte die saudische Börse gestern auf ein mögliches Übergreifen der Proteste auf das Königreich Saudi-Arabien. Der Index verlor 7,7 Prozent und notierte so niedrig wie im Sommer 2009. Die fast panische Reaktion setzte ein, nachdem berichtet wurde, dass ein schiitischer Geistlicher im Osten des Landes festgenommen worden war. Dieser hatte in seiner Predigt eine konstitutionelle Monarchie und ein Ende von Diskriminierung und Korruption gefordert und war noch vor Beendigung der Rede festgesetzt worden.
Die schiitische Minderheit in Saudi-Arabien lebt zum größten Teil im Osten des Landes. Sie macht rund 15 Prozent der 18 Millionen Einwohner aus. Das saudische Herrscherhaus befolgt die besonders strenge wahhabitische Auslegung des Islam. Für den 11. und den 20. März haben Aktivisten über Facebook zu Protesten aufgerufen.
Im benachbarten Sultanat Oman gingen die Proteste gegen die absolutistische Macht von Sultan Kabus bin Said auch am Dienstag weiter. In der Hafenstadt Sohar blockierten rund 300 Menschen die Zufahrt zum Hafen sowie die Verbindungsstraße in die Hauptstadt Muskat. Nach Berichten von Augenzeugen setzte die Armee gepanzerte Fahrzeuge ein, um die Demonstranten zu vertreiben. Bei Zusammenstößen am Wochenende waren nach Angaben von Beobachtern bis zu sechs Personen getötet worden, als eine Menge eine Polizeistation in Brand setzte.
Sultan Kabus bin Said hatte 1970 die Macht von seinem Vater, der die allgemeine Schulbildung untersagt hatte, übernommen. Parteien sind noch immer verboten. Das wüstenreiche Land liegt strategisch bedeutsam an der Tankerroute am Persischen Golf.
Im Jemen haben am Dienstag wieder Zehntausende Menschen den Rücktritt des Präsidenten gefordert. Ali Abdullah Saleh machte in einer Rede in der Universität der Hauptstadt die USA für den Aufruhr in der arabischen Welt verantwortlich. „Die Proteste werden vom Weißen Haus gesteuert, und das Kontrollzentrum für die Destabilisierung der arabischen Welt ist in Tel Aviv“, sagte er vor Studenten und Professoren. Saleh ist seit 1978 an der Macht. Er will 2013 nicht für eine weitere Präsidentschaft kandidieren. Der Jemen ist das Zentrum von al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel. Separatisten des 1990 vereinigten Landes fordern die erneute Abspaltung des Südens vom Norden. Bei den Protesten im Jemen wurden bislang über ein Dutzend Menschen getötet. GB