Filter gegen Klimawandel

DIESELRUSS Die Abgase verschärfen den Klimawandel, sagt eine neue Studie. Umweltverbände fordern jetzt, schnell auf Rußpartikelfilter umzustellen

BERLIN taz | Durch die vollständige Umstellung auf Motoren mit Rußpartikelfiltern könnte die Erderwärmung um bis zu 0,2 Grad Celsius verringert werden. Das erklärten gestern Vertreter des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Sie bezogen sich auf eine unveröffentlichte Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). „Rußemissionen sind zusammen mit Methan für die Hälfte der Temperaturerhöhung in der Arktis verantwortlich“, sagte Dietmar Oeliger, Verkehrsexperte beim NABU.

Damit gehört Ruß laut der Studie nach CO2 zu den größten Klimatreibern. Forscher in den USA haben herausgefunden, dass ein Großteil der Partikel aus Europa kommen. Die bei der Verbrennung von Diesel entstehenden Rußpartikel sind besonders klein und werden durch Windströmungen Richtung Nordpol getragen. Angekommen in der Arktis, bleiben die Partikel in der Luft hängen und bilden dunkle Ablagerungen auf dem Eis. Son2nenlicht wird so leichter absorbiert, Schnee und Eis schmelzen schneller ab.

„Über die klimaschädigende Wirkung von CO2 wird schon lange gesprochen, beim Thema Ruß wurden wir bislang belächelt“, sagte der Verkehrsberater Axel Friedrich. Seit Jahren versuche Friedrich, die Klimawirkung von Ruß publik zu machen. Mit der UNEP-Studie sei es nun endlich offiziell.

Um die Rußreduktion voranzutreiben, starteten NABU, VCD und weitere Umweltverbände 2009 die Kampagne „Rußfrei fürs Klima“. Neben Rußpartikelfiltern für Lkw und Pkw fordern die Umweltverbände mehr „Offroad“-Maßnahmen, also die Umrüstung von Baumaschinen, Schienenfahrzeugen sowie Schiffen. Gerade die Schifffahrt verursacht gravierende Umweltschäden durch austretende Schweröle, die Branche zeigt sich dadurch aber wenig beeindruckt. Die Forderungen richten sich an Kommunen, Länder, Bund und EU. So könnte die Europäische Union als verbindliches Ziel festmachen, bis 2020 keinen Dieselruß mehr auszustoßen. Der Bund könnte Steuervergünstigungen für Umrüstungen anbieten, Kommunen könnten bei öffentlichen Ausschreibungen Baufirmen mit emissionsarmen Maschinen bevorzugen. Zudem sollten weitere Städte Umweltzonen einführen.

Eine Reduktion der Rußpartikel würde schnell Erfolge erzielen: „Im Gegensatz zu CO2 und Methan setzt sich Ruß aus kurzlebigen Stoffen zusammen“, erklärte Friedrich. Durch weniger Dieselruß könne man Zeit gewinnen, die CO2-Emissionen zu senken. Trotzdem dürfe man im Kampf gegen das Klimagas nicht nachlassen. STEFFI HENTSCHKE