: Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt
Wüst und laut beginnt die Woche im West Germany. Dort hat man Gäste aus Skandinavien geladen und lässt am Freitag mit Läski, Polkka Love Machine und den Marnies drei finnische Krachexperten gegeneinander antreten, die sich zwischen gewaltsamer Psychedelik, Doom Blues oder anderen klanglichen Feldversuchen bewegen und mit dem Publikum wenig Federlesen machen. Für Unterhaltung der extremeren Art dürfte gesorgt sein. Wenn man die geballte Ladung Geräusch einigermaßen unbeschadet überstanden hat, kann man sich am selben Abend anschließend noch ins Horst Krzbrg begeben, wo die befreundeten Elektronikfrickler Caribou und Four Tet einen gemeinsamen DJ-Set bestreiten. Weniger brachial dafür dürfte es hingegen am Sonntag im HAU 1 zugehen, wo Arnold Schönbergs atonaler Klassiker „Pierrot Lunaire“ in der Regie von Porno-Regisseur Bruce LaBruce Premiere feiert. Der Amerikaner hat das Musiktheater um die surrealen Gedichte von Albert Giraud zu einem Liebesdrama zwischen zwei jungen Frauen umgedeutet. Besonders zimperlich dürfte er dabei nicht vorgegangen sein. Am Dienstag kann man dann im Radialsystem das Solistenensemble in einem Musiktheaterstück der etwas anderen Sorte erleben: Mit „1.2.2.4.4“ erkunden die Musiker das Verhältnis von Individuum und Gruppe, lösen sich von ihrer Rolle als reine Ausführende und fallen überhaupt aus dem üblichen Rahmen, den die Konzertpraxis einem Interpreten so aufzwingt. Schützenhilfe geben unter anderem Werke von geistesverwandten Komponisten wie John Cage oder Jani Christou. Locker lassen kann man dann am Donnerstag bei Holy Ghost in der Kantine am Berghain, wo das Synthiepop-Duo sein ganz im Geist der Achtziger gehaltenes Debütalbum vorstellt. Mit von der Partie ist der vom Dubstep inspirierte Popmusiker Jamie Woon.
■ Läski u. a.: West Germany, Skalitzer Str. 133. Freitag, 21 Uhr
■ „Pierrot Lunaire“: HAU 1, Stresemannstr. 29. Sonntag, 19.30 Uhr
■ Kaleidoskop: Radialsystem, olzmarkstr. 33. Dienstag, 20 Uhr
■ Holy Ghost: Berghain, Am Wriezener Bahnhof. Donnerstag, 20 Uhr
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