portrait : VW-Rambo vor dem Rücktritt
„Das geht wie mit einem Maschinengewehr: Bang, Bang, Bang.“ Das ist einer der Lieblingssätze von Wolfgang Bernhard, Chef der VW-Markengruppe, der seinen Posten jetzt wohl räumen muss. Wenn entsprechende Medienberichte stimmen, wird der heute in Wolfsburg tagende VW-Aufsichtsrat die Demission des 46-Jährigen bekanntgeben.
Bernhard gilt als Rabauke, als Rambo, „menschlich problematisch“, raunen Betriebsräte am Mittellandkanal ehrfürchtig. Autobosse loben Bernhard als knallharten Sanierer. Er drohte mit weniger Jobs, Werksschließungen und sogar damit, Teile der Golf-Produktion aus dem Stammwerk in Wolfsburg abzuziehen. Bernhard muss gehen, obwohl er in seinen 21 Monaten in Wolfsburg durchaus etwas erreicht hat. Zwar schwächelt die Kernmarke VW noch immer. Aber Bernhard hat in seinem Beritt, zu dem die Marken VW, Skoda, Bugatti und Bentley gehören, die Wende geschafft: Die Arbeitszeit wurde von 28,8 auf bis zu 34 Stunden ohne Lohnausgleich verlängert. Künftig muss VW nicht mehr auf jeden Golf aus Wolfsburg drauflegen.
Bernhard versuchte einen Imagewechsel: Volkswagen sollte sexy werden. Nicht wenige VW-Manager rümpften die Nase, als Bernhard die Coupé-Studie namens Iroc als ein „richtig scharfes Teil“ präsentierte und wie ein Rockstar auf dem Nachfolger des 70er-Jahre-Klassikers Scirocco posierte.
Gelernt hat er den Job als zweiter Mann bei der siechen Daimler-Sparte Chrysler. Dort hatte der promovierte Volkswirt seit 2000 aufgeräumt. In den USA hatte der als Wolfgang Ayerle im Allgäu geborene Bernhard auch den Geburtsnamen seiner Mutter angenommen. Sein Studium hatte er sich als Straßenmusiker mit Bob-Dylan-Songs in der Münchner Fußgängerzone finanziert. In den 90ern kam er über die Unternehmensberatung McKinsey zur damaligen Mercedes-Benz AG. Erst leitete Bernhard die Montage der S-Klasse, später den Mercedes-Tuner AMG und Chrysler. Als Chrysler-Vize verkaufte er Fabriken, baute fast geräuschlos 26.000 Arbeitsplätze ab und sparte Milliarden. Fast wäre Bernhard im Jahr 2004 Chef von Mercedes geworden: Aber dann kritisierte er DaimlerChrysler-Boss Jürgen Schrempp für sein Engagement bei Mitsubishi: Rauswurf.
Jetzt muss Bernhard wieder gehen. Diesmal, weil er als Ziehsohn des gerade geschassten Konzernchefs Bernd Pischetsrieder gilt. Dessen Nachfolger, der bisherige Audi-Boss Martin Winterkorn, will eigene Leute installieren.
Sorgen um Bernhards Zukunft sind unbegründet: Als wahrscheinlich gilt, dass ihm DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche einen Platz freihält. Kai Schöneberg