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Archiv-Artikel

Internet-Apotheken werden kritisch beobachtet

Risiko gefälschter Produkte im Versandhandel soll durch ein Gütesiegel vermindert werden. Schwarze Schafe können schon heute entdeckt werden

BERLIN taz ■ Die Zahl der entdeckten Medikamentenfälschungen steigt, warnt der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA.de). Der Verband beobachte vor allem Internet-Apotheken kritisch, verlautete gestern vom BVDVA. Müssen wir nun wirklich Angst haben, Traubenzucker statt Antibiotika zu schlucken?

„Bei einigen Internethändlern ist das Risiko gefälschter Produkte groß“, sagte der Verbandsvorsitzende Johannes Mönter gegenüber der taz. Zusammen mit den Krankenkassen will der Verband ab 2007 ein Gütesiegel für Versandapotheken vergeben. Dieses bekommen nur niedergelassene Apotheken mit Sondererlaubnis zum Versand von Arzneimitteln, der behördlich überwacht wird. Doch schwarze Schafe können Verbraucher auch heute schon entdecken: „Seriöse Versender erkennt man am Impressum der Website. Bei zugelassenen Versandapotheken ist dort namentlich der verantwortliche Apotheker und die zuständige Apothekerkammer genannt“, erklärte Johannes Mönter.

Auch Rolf Hömke vom Unternehmerverband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) warnt vor Internetangeboten. „Mails von Viagra-Anbietern sind keinesfalls seriös.“ Denn es handelt sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament, für das nicht geworben werden darf, erklärt Hömke. „Wer sichergehen will, geht zu der Apotheke um die Ecke.“ Versandapotheken, die Bestellungen im Internet oder per Telefon annehmen, sollten in einem Verband wie dem BVDVA organisiert sein. „Dann sind auch dort die Vertriebswege gesichert.“ Letzte Zweifel kann die Krankenkasse beseitigen, sagt Hömke. Diese prüft auf Anfrage, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt.

Für niedergelassene Apotheken vor Ort gibt auch Stefan Etgeton vom Bundesverband Verbraucherzentrale Entwarnung: „Die Gefahr von Fälschungen ist dort sehr gering.“ In einigen Fällen könne der Apotheker gefälschte Präparate sofort erkennen: „Jedes verschreibungspflichtige Medikament hat eine Pharmazentralnummer. Passt diese nicht zum Präparat, handelt es sich um ein Plagiat“, erklärt Etgeton. Für gewiefte Fälscher sei das jedoch keine Hürde.

Der BVDVA hält eine Liste mit geprüften Versandapotheken unter www.bvdva.de bereit (Stichwort: Wir über uns). Ansonsten: Finger weg von Medikamenten mit „sensationellen Ergebnissen“, die „garantiert keine Nebenwirkungen“ haben, rät Etgeton. MAIKE BRZOSKA