: Die Toten im Fluss
HOFFNUNG Der Dokumentarfilm „Drei Kriegerinnen“ begleitet drei Kolumbianerinnen bei ihrer Arbeit gegen Hass und Gewalt
In Kolumbien herrscht seit mehr als 50 Jahren Krieg zwischen Regierung, Guerillas und Paramilitärs. Die Kämpfe forderten bereits 220.000 Todesopfer, 25.000 Menschen werden vermisst und über 4 Millionen wurden vertrieben. Die andauernden Friedensverhandlungen lassen die Hoffnung zwar wachsen, aber die Geschichte von Gewalt und Vergeltung ist lang und tief in der Bevölkerung verwurzelt.
Die Filmemacher Alexander Preuss und Cletus Gregor Berié begleiten in ihrem Dokumentarfilm „Drei Kriegerinnen – Tres Mujeres Guerreras“ drei Kolumbianerinnen, die auf unterschiedliche Art daran arbeiten den Hass und die Gewalt aus Kolumbien zu verbannen.
Die vierfache Mutter Teresa de Jesús Castrillón hat „Ave Fenix“, eine der ersten Organisationen für Kolumbiens Gewaltopfer, gegründet. Sie kümmert sich um die Auflistung unzähliger Gesichter und Geschichten, die bis dahin nur von den Angehörigen nicht vergessen wurden. Teresas Leben war stets von Gewalt geprägt. In den 80er und 90er Jahren wurden Tausende Menschen in Puerto Berrio hingerichtet. Sie musste zusehen, wie die Körper mit Steinen gefüllt und im Fluss Magdalena versenkt wurden. Der Magdalena ist wohl das größte Massengrab Kolumbiens, aber die Menschen sprechen nicht gern darüber, denn sie haben Angst. Teresa selbst verlor ihre Mutter, ihren Vater und ihren Bruder durch diesen Krieg.
Die Pädagogin Yamili Ocompo Molina setzt auf Bücher und Bibliotheken, um für Kinder und Jugendliche in Kolumbien eine gewaltfreie Umgebung und einen Zufluchtsort zu schaffen. Sie fährt in abgelegene Dörfer, um den Kindern vorzulesen, sie verteilt Bücher und bringt ihnen Bibliotheken nahe, wenn es denn eine gibt. Für viele Jugendliche, die sie in dem Dokumentarfilm besucht, ist sie seit Jahren einer der wenigen friedlichen Aspekte ihrer Leben.
Diana Avella ist die bekannteste HipHop-Sängerin des Landes. „Als alleinerziehende Mutter hat man es in Kolumbien besonders schwer, man bekommt kaum Hilfe“, sagt die junge Frau, die in Bogotá lebt. Sie ist eine Vorreiterin in zweierlei Hinsicht. Rap ist in Kolumbien nicht besonders verbreitet, und ihre Texte befassen sich darüber hinaus mit Politik und Feminismus. In Kolumbien herrscht immer noch eine Kultur des Machismus, die es Diana nicht leicht gemacht hat, ihre Musikkarriere zu verfolgen. Man habe ihr gesagt, sie solle die politischen Themen den Zeitungen überlassen, sagt sie. Diana hat auch den Titelsong des 55-minütigen Films geschrieben, er handelt von Teresa, Yamili, ihr selbst und den Waffen der drei Frauen: Kunst, Glaube und Widerstand. SASKIA HÖDL
■ Premiere: am 28. Juli im Kino Babylon, Berlin-Mitte. Weitere Vorstellungen am 29. und 30. Juli