: Privatbahnen wollen Lokführer auf Trab halten
WARNSTREIK Die Wettbewerber der Deutschen Bahn verhandeln wieder einzeln mit der GDL
BERLIN afp/rtr | Die Lokführer-Gewerkschaft GDL muss künftig wieder mit jedem Wettbewerber der Deutschen Bahn einzeln über Tarifverträge verhandeln. Die in einer Gruppe zusammengeschlossenen Privatbahnen Abellio, Arriva, Benex, HLB, Keolis und Veolia beendeten ihr gemeinsames Mandat. Das teilten deren Verhandlungsführerinnen Ulrike Riedel und Ulrike Haber-Schilling am Freitag mit. Praktisch heißt das für die GDL, dass sie bis zu 25 einzelne Haustarifverträge aushandeln muss – so viele Einzelunternehmen stehen hinter den Betreibern.
Die Unternehmen kritisierten vor allem den Anspruch der GDL, für alle Lokführer zu sprechen – also auch für jene, die Mitglied der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG sind. Zur EVG hatten sich Ende letzten Jahres die Transnet und die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands zusammengeschlossen. Die EVG hatte sich kürzlich mit den Privatbahnen und der Deutschen Bahn AG auf einen Branchentarifvertrag für den Nahverkehr geeinigt, den die GDL nicht anerkennen will.
Die GDL kämpft für einen bundesweit gültigen Flächentarifvertrag für alle Bahnunternehmen im Nah-, Fern- und Güterverkehr. Ziel ist unter anderem ein einheitliches Mindesteinkommen auf dem Niveau der Deutschen Bahn. Am Freitag legten ihre Mitglieder mit einem Warnstreik erneut den bundesweiten Zugverkehr lahm. Nach ihren Angaben fielen am Vormittag rund drei Viertel aller Züge im Nah-, Regional- oder Fernverkehr aus oder verspäteten sich. In Ostdeutschland seien fast 90 Prozent betroffen gewesen.
Die Deutsche Bahn forderte die GDL auf, wieder zu verhandeln. Kommt es am Wochenende nicht noch zu einer Einigung, kommt womöglich ein regulärer, unbefristeter Streik: Am Montag soll das Ergebnis der Urabstimmung unter den Gewerkschaftsmitgliedern vorliegen.