: Oaktree droht mit Beluga-Pleite
ÜBERNAHME Die Bremer Spezialschiff-Reederei ist in Schieflage geraten. Ein Hedgefonds hat das Kommando übernommen und versucht nun, bei Frachtraten und Krediten Rabatte auszuhandeln
Der US-Finanzinvestor Oaktree hat beim Kampf um die Bremer Beluga-Reederei nach Informationen der Financial Times Deutschland mit Insolvenz gedroht. Bei einem Treffen in Hamburg habe der Investor Emissionshäuser und Banken aufgefordert, Charterraten zu verringern und die Forderungen aus Krediten zu reduzieren. Sonst müsse Beluga Insolvenz anmelden.
Oaktree hält 49,5 Prozent an dem angeschlagenen Weltmarktführer für Schwergut-Transporte und will die Firma finanziell restrukturieren. In der vergangenen Woche hatte Unternehmensgründer Niels Stolberg den Posten des Geschäftsführers aufgeben müssen.
Dem Zeitungsbericht nach haben mehr als 30 Schiffsfonds Schiffe an Beluga verchartert. Sie müssten nun möglicherweise um ihr Geld bangen. Alleine das Hamburger Emissionshaus HCI Capital hat nach eigenen Angaben in 17 Fonds 20 Schiffe an Beluga verchartert. Welche Auswirkungen das habe, lasse sich derzeit aber noch nicht sagen, sagte eine Sprecherin.
Für den Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel ist die Frage, ob Stolberg Bilanzen gefälscht habe, nun auch bei den Gläubigern in den Vordergrund gerückt. Doch er empfiehlt, auch den US-Investor unter die Lupe zu nehmen. Weltweit sei es üblich, dass bei einer so hohen Beteiligung ein Unternehmen auf „Herz und Nieren“ überprüft werde. Üblicherweise stiegen Hedgefonds nicht ins operative Geschäft ein. Nach Auffassung von Hickel musste Oaktree wohl die Notbremse ziehen, weil er die finanzielle Lage von Beluga nicht ordentlich überprüft habe. „Jetzt besteht die Gefahr, dass dieser Finanzinvestor versucht, das Beste für sich herauszuholen.“
Medienberichten zufolge fühlt sich Oaktree von Stolberg getäuscht. Der Reeder habe den Investor nicht richtig über die Lage des Unternehmens informiert, das offenbar in Schwierigkeiten steckt. Die Bremer Staatsanwaltschaft hat routinemäßige Vorermittlungen gegen Stolberg aufgenommen. (dpa)