hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Zuerst einmal ein herzliches „Druschba“, denn darum soll es doch wohl auch gehen bei dem Deutsch-Amerikanischen Volksfest, das derzeit und noch bis zum 17. August auf dem Festplatz am Hauptbahnhof gefeiert wird. Und um das freundschaftliche Gefühl nicht zu stören, möchte auch diese kleine Kolumne sich keinesfalls einen Antiamerikanismus vorwerfen lassen, nicht diese Woche, in der doch so viel an US-amerikanischem Liedgut in die Konzertsäle und Clubs lockt. Gleich heute am Donnerstag ist das zum Beispiel Frank Fairfield aus Los Angeles, der mit einer Musik in den Monarch kommt, zu der man sich dazu die knarrende Holzbühne vorstellen darf oder die Hobo-Züge auf ihren Wegen durch die staubigen Mitten der USA, während Woody Guthrie gerade eines seiner Lieder anstimmt. Die Reinszenierung dieser old time folk music macht Fairfield so stimmig, dass er sich die Geige beispielsweise nicht klassisch unters Kinn klemmt, sondern sie rustikal aus der Armbeuge heraus spielt. Und Gitarre und Banjo spielt er noch dazu (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr, 10 €).

Wer aber mal wissen will, was eigentlich ein malmender Groove ist, muss wohl doch bei einem Konzert von Earth vorbeischauen, dieser von dem Gitarristen Dylan Carlson 1989 in Olympia, Washington, begründeten Versuchsanstalt in Sachen Slow-Motion-Rock mit der prinzipiellen Ansage, dass das Langsame – mittlerweile nimmt man bei Earth dafür am liebsten einen Americana-Rock mit schlichten Gitarrenfiguren – noch mal entschieden langsamer und auch mächtig laut gespielt werden kann. Hört man am Samstag im Lido (Cuvrystr. 7. 20 Uhr, VVK: 15 €), und wer wissen möchte, wie das eher leise gespielt klingen kann, greift halt auf die alten Platten von Souled American zurück, die Alternative-Country-Band, die ihre Lieder auch gern slowcore-mäßig so zerdehnten, bis die Musik wirklich zum Zerreißen angespannt (man kann auch sagen: verspannt) war.

Am Dienstag spielen im Postbahnhof die wiedervereinigten Neutral Milk Hotel ihren schön rumpelnden, psychedelisch durchflirrten Indierock. Das Konzert ist allerdings bereits ausverkauft, und das muss an den vielen Arcade-Fire-Fans liegen, denen man gesagt hat, dass die US-Band ganz entscheidend ihre Lieblinge beeinflusst habe. Alternativ dazu empfiehlt sich am Dienstag in der Berghain-Kantine Perfect Pussy. Die 2012 in Syracuse, New York, gegründete Band macht einen mit Fiepsen und weiteren Störgeräuschen aufgemunterten Schrabbelgitarrenrock plus Punk-Hinterntretereien, wie das zu einer anderen Zeit mal auf Sub Pop oder vielleicht eher noch auf dem Homestead-Label zu hören gewesen wäre (Rüdersdorfer Str. 70, 21 Uhr, 11,50 €). Druschba!