Krupp war auch sozial

betr.: „Fluchtburg für alte und neue Eliten“, taz nrw vom 9.2.07

Was Sie über den geschichtlichen Hintergrund der Villa Hügel und der Familie Krupp schreiben, trifft zwar im großen und ganzen zu. Es fehlt aber jeder Hinweis darauf, dass das besondere Verhältnis der Krupp-Arbeiter und -Angestellten zu ihrer Firma nicht nur auf Gemeinschaftsideologie, sondern vor allem auf besseren Sozialleistungen, insbesondere Werkswohnungen und z. B. auch Einkaufsmöglichkeiten (in „Krupps Konsum“), beruhte. Ich weiß nicht, wann mit dem Bau anständiger Werkswohnungen begonnen wurde – jedenfalls sind die vor dem Ersten Weltkrieg gebauten Wohnungen auch heute noch schöner als Vieles, was nach dem zweiten Weltkrieg als Sozialer Wohnungsbau entstanden ist.

Ich wohne selbst in einer ehemaligen Kruppschen Wohnanlage in Essen-Holsterhausen – ein Komplex ruhiger begrünter Innenhöfe mit schönen Bäumen. In dieser Gegend gab es wahrscheinlich auch zur Bauzeit nicht viele laute und schmutzige Fabriken – diese lagen ein paar hundert Meter nördlicher. Über diese „normalen“ Wohnanlagen hinaus gibt es dann noch als „Schmuckstück“ die Margarethenhöhe – inzwischen unter Denkmalschutz – die aber sicher nicht den Kruppschen Standard darstellt. Es wäre interessant zu erfahren, ob die Kruppschen Wohnanlagen für alle Beschäftigten zugänglich waren bzw. welche Unterschiede gemacht wurden, und wie viele Beschäftigte tatsächlich davon profitiert haben. Jedenfalls haben solche Sozialleistungen viel zum guten Ruf der Firma beigetragen.

ANDREAS THOMSEN, Essen