: Ökonomen: Israels Wirtschaft stark genug
FOLGEN Am meisten spüre derzeit die Tourismusbranche den Konflikt. Streit über Militär- und Sozialausgaben
JERUSALEM rtr | Israels Wirtschaft dürfte die derzeitige Gaza-Offensive ohne nachhaltige Schäden verkraften, kriegsbedingte Einbußen werden vermutlich rasch ausgeglichen. Das erklärten israelische Ökonomen und Branchenvertreter im Gespräch mit Reuters. „Es werden Kosten auf uns zukommen, aber sie werden nicht katastrophal sein“, so Barry Topf, Berater des früheren Chefs der israelischen Notenbank, Stanley Fischer.
Die Hoffnungen stützen sich auf Erfahrungen der vergangenen Jahre: Sowohl nach dem einmonatigen Krieg mit der Hisbollah-Miliz im Libanon 2006 als auch nach den früheren Militäroperationen gegen die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas 2009 und 2012 erholte sich die Wirtschaft rasch. Einzig der Tourismus hatte zu leiden.
Dem jüngsten Konflikt sind bislang über 1.000 Palästinenser und mehr als 50 israelische Soldaten sowie drei israelische Zivilisten zum Opfer gefallen. Auf über 10 Milliarden Schekel (2,2 Milliarden Euro) schätzt Ofer Schelach, Mitglied in Finanzausschuss des Parlaments, die durch die Raketenattacken aus dem Gazastreifen und ihre Folgen entstandenen Kosten.
Inzwischen zeichnet sich ein Streit zwischen Finanz- und Verteidigungsministerium ab: Die Militärs wollen mehr Geld haben, das das Finanzministerium lieber für soziale Zwecke ausgeben würde.
Aber dass die Armee mehr Geld als geplant erhalten wird, steht außer Frage. Damit könnte die Neuverschuldung im laufenden Jahr die geplante Marke von 3 Prozent der Wirtschaftsleistung übersteigen.
Für 2014 war ein Wachstum der israelischen Wirtschaft von 2,9 Prozent erwartet worden, nach 3,3 Prozent im Jahr 2013.
Wenn es nach Einstellung der Kämpfe ruhig bleiben sollte, werde die Wirtschaft den Schock verkraften, erklärt Michael Sarel, früherer Chefökonom im Finanzministerium: „Die Auswirkungen werden sich nur über ein Quartal erstrecken.“
Am härtesten wurde bislang die Tourismusindustrie getroffen. Im dritten Quartal rechne die Branche mit Mindereinnahmen im Umfang von 2,2 Milliarden Schekel (knapp 500 Millionen Euro), sagt Schmuel Tsurel vom Hotelverband. „Noch vor ein paar Wochen waren wir zuversichtlich, auf dem Wachstumspfad zu bleiben und die Schallmauer von 10 Millionen Übernachtungen zu knacken.“ In den Sommermonaten würden nun Leerstände von 30 bis 40 Prozent registriert.