: „Viele kündigen jetzt einfach“
PAY-TV Sky erhöht den Kneipiers schon wieder die Preise für Bundesliga-Fußball. Dafür müsse die Bude „rappelvoll sein“, sagt „Herthaner“-Betreiber Gerhard Jungfer
■ 40, betreibt gemeinsam mit seiner Mutter Rosi Lina-Jungfer die Kneipen „Herthaner“ und „Heimspiel“ in Neukölln.
taz: Herr Jungfer, Sie betreiben mit dem „Herthaner“ und dem „Heimspiel“ zwei Kneipen, in denen Fußball gezeigt wird …
Gerhard Jungfer: … bis jetzt noch, ja.
Das heißt, Sie werden fortan keine Spiele mehr zeigen und Ihr Sky-Abo kündigen?
Im „Heimspiel“ können wir das Abo nicht verlängern, dazu ist die Besucherzahl während der Fußballspiele zu gering. Da kamen vielleicht 25 Leute zu den Übertragungen. Im „Herthaner“ ist es anders – da ist der Name Programm, da kommen viele Fans und die Kneipe ist noch mehr auf Fußball festgelegt.
Wie viel zahlen Sie für Ihr Sky-Abo pro Kneipe?
In dieser Saison sollen es 557 Euro pro Monat plus Steuern sein. In der letzten Saison waren es etwa 330 Euro. Das ist noch mal eine krassere Erhöhung als im letzten Sommer.
Müssen Sie deshalb nun im „Herthaner“ die Preise erhöhen?
Ich hoffe nicht, aber vielleicht wird es darauf hinauslaufen. Die Bude muss immer rappelvoll sein, sonst geht es gar nicht mehr. Sky rechnet uns Gastronomiekunden ja auch vor, wie viel die Gäste verzehren: Im letzten Jahr sprachen sie von 17 bis 18 Euro pro Gast, die während einer Fußballübertragung eingenommen würden. Diese Zahl kann ich definitiv nicht bestätigen.
Im letzten Jahr gab es einen kollektiven Protest der Kneipen gegen Sky. Sind Sie nun auch wieder in Kontakt mit anderen Kneipiers?
Ja, klar. Aber so einen Zusammenschluss wie im letzten Sommer wird es dieses Mal wohl leider nicht geben. Viele kündigen jetzt einfach, etwa das Gasthaus Valentin in Kreuzberg, wie ich gehört habe – oder auch hier im Reuterkiez einige Kneipen.
Sehen Sie für die Zukunft Alternativen, dass Kneipen sich Fußballübertragungen zu angemesseneren Preisen sichern können?
Nein, gar nicht. Eine Zeit lang dachte man, man könnte Sky mit Abos, die man aus dem Ausland bezieht, ärgern – aber da ist mittlerweile entschieden worden, dass es nicht erlaubt ist, hierzulande in Kneipen Bilder von ausländischen Anbietern auszustrahlen. Blieben also nur noch die Streams aus dem Internet. Wenn mit dem Vorschlag jemand kommt, sage ich immer nur: Jungs, det is illegal. Das Problem ist, dass Sky ein Monopol hat.
Finden Sie, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga müsste den Fall Sky vor diesem Hintergrund noch mal kartell- und wettbewerbsrechtlich prüfen lassen?
Ich denke, das ist schon alles versucht worden, die beschäftigen sich da ja schon eine Weile mit. Ich schätze, dass die alle Möglichkeiten geprüft haben.
Haben Sie eigentlich direkten Kontakt zu Sky?
■ Der Bezahlsender Sky Deutschland existiert als Nachfolgesender von Premiere seit 2009 und hat seither die Rechte an Bundesliga-, Europa-League- und Champions-League-Spielen.
■ Bereits im September 2013 hat Sky die Preise für Gastronomiekunden um bis zu 100 Prozent erhöht. Nun werden die Preise zum 1. September im Schnitt um etwa 30 Prozent erhöht.
■ Die Gebühren für Sky-Abonnenten der Gastronomie berechnen sich nach der Größe des Lokals, der Bevölkerungsdichte, der Anzahl der Bundesliga-Vereine in der Nähe und der regionalen Kaufkraft. (jut)
Nein, eigentlich nicht. Einmal im Jahr kommt ein Vertriebler von denen und man handelt neue Verträge aus. Mit Glück schlägt man mal ein, zwei Freimonate raus.
Müssen Sie sich nun für das „Heimspiel“ ein neues Konzept überlegen?
Ja, genau.
Glauben Sie dennoch, dass sich die Kneipe halten kann?
Ist halt schon schwer. Man versucht sich dann eben eine Stammkundschaft aufzubauen und so den Laden am Laufen zu halten. INTERVIEW: JENS UTHOFF