: Blair: Kampf gegen Taliban dauert noch lange
Nach seinem Afghanistan-Besuch macht sich der britische Premier zu Hause unbeliebt. Sicherheitszonen im Süden?
DUBLIN taz ■ Der Kampf gegen die Taliban wird noch mindestens eine Generation dauern. Das sagte der britische Premierminister Tony Blair bei seinem Afghanistan-Besuch am Montag. So lange werden die britischen Truppen dort allerdings nicht stationiert sein, fügte er hinzu. Blairs Reise anlässlich des fünften Jahrestages des Sturzes des Taliban-Regimes wurde aus Sicherheitsgründen streng geheim gehalten.
Die britischen Soldaten haben „sehr schwierige zwei oder drei Monate“ hinter sich, sagte Blair bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. Seit Juni sind in der Provinz Helmand im Süden des Landes 36 britische Soldaten getötet worden. Bis dahin waren seit 2001 lediglich fünf Soldaten ums Leben gekommen.
Die Nato plant in dem Gebiet offenbar den Aufbau von Sicherheitszonen. Der kanadische Brigadegeneral Al Howard sagte, es sollten fünf oder sechs solcher Zonen in relativ sicheren Gebieten gebildet werden, um den Wiederaufbau zu garantieren und Karsai zu stärken. Kanada fordert auch den Einsatz der Bundeswehr im Süden Afghanistans. Bislang sind deutsche Soldaten nur im ruhigeren Norden stationiert, was von den Nato-Bündnispartnern heftig kritisiert wird.
Das Thema wird auch auf dem Nato-Gipfel kommende Woche in Riga zur Sprache kommen. Blair will die Nato-Länder auffordern, mehr Truppen nach Afghanistan zu senden, um das Land vor den Taliban zu retten. Das sei auch im eigenen Interesse, sagte er bei einer Ansprache vor britischen Soldaten im Camp Bastion: „Das Schicksal der Welt wird auf den Schlachtfeldern von Afghanistan entschieden.“
Großbritannien stellt 6.000 der 31.500 Nato-Soldaten in Afghanistan. Der Einsatz hat bisher eine Milliarde Pfund gekostet. Hinzu kommen sechs Milliarden für den Irakkrieg. Darüber hinaus hat Blair am Wochenende einen Sonderfonds für diese beiden Länder sowie für Pakistan in Höhe von 844 Millionen Pfund angekündigt. In Pakistan soll das Geld vor allem für die Förderung einer gemäßigten muslimische Erziehung in den religiösen Schulen verwendet werden. Diese Madrassen seien dafür verantwortlich, dass viele junge Männer zu fanatischen Islamisten ausgebildet werden, sagte Blair.
Die Torys halten Blairs Pläne für töricht. „Der Premierminister scheint die Tatsache nicht zu kapieren, dass diese Leute nicht mit Geld zu motivieren sind“, sagte der Abgeordnete David Davies. „Sie sind durch eine extreme religiöse Ideologie motiviert.“ Die Liberalen Demokraten beschuldigen Blair ebenfalls der Verschwendung. „Gelder, mit denen man die ärmsten Länder unterstützen könnte, sind für illegale militärische Aktionen im Irak vergeudet worden“, sagte Parteichef Menzies Campbell.
Und auch aus der eigenen Partei kommen Vorwürfe. Der linke Abgeordnete John McDonnell, der für die Blair-Nachfolge kandidieren wird, sagte, es sei eine Schande, dass man so viel Geld für die Tötung von Menschen ausgebe, während gleichzeitig der Nationale Gesundheitsdienst in einer finanziellen Krise stecke. RALF SOTSCHECK