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Archiv-Artikel

Thema der Woche

100 Jahre Frauentag

Danke!

■ betr.: Ausgabe zum 8. März

Liebe Frauen, ich habe mich sehr gefreut, am Internationalen Frauentag eure Zeitung in Hamburg zu bekommen. Eine wunderbare Ausgabe, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Was für eine schöne, interessante Zusammenstellung. Ihr habt euch viel Mühe und Arbeit gemacht. Danke!

Und hier eine Antwort für Silvia Weißkircher: Wenn mich im Restaurant ein Bediensteter fragen würde, was meine blinde Freundin möchte, antworte ich gar nicht, sondern mache ihm Zeichen in der Gehörlosensprache. Die kann ich zwar nicht, aber er sicher auch nicht. Soll er darüber nachdenken!

HEIDI HOMFELDT, Hamburg

Hühnerelend

■ betr.: Huhn mit Rösti

In der Ausgabe trifft das Foto eines augenscheinlich zufriedenen Huhns in den Armen einer alten Frau auf das Kochrezept „Huhn mit Rösti“. Hier einen direkten Bezug zum eigentlichen Tagesthema herzustellen, fällt schwer; doch angesichts des Hühnerelends in den Tierfabriken hätten unsere Hühner (und Hähne) – wenn sie es sich aussuchen könnten – sicher nichts gegen ein freieres, gesünderes und längeres Leben einzuwenden, bevor sie in unseren Kochtöpfen enden. Daher mein persönlicher Wunsch an alle Profi- und Alltagsköchinnen(-Köche): Wenn schon Huhn mit Rösti, dann bitte eins von der grünen (Bio-)Wiese! MARIEANNETTE BAUER

Alles irgendwie vorhersehbar

■ betr.: „Ausgabe zum Internationalen Frauentag

Das war eine langweilige Frauentags-taz; alles irgendwie vorhersehbar. Frauen wollen das, was Männer auch haben. Im Grunde geht es aber dabei doch gar nicht um die Art des Jobs, sondern darum, endlich anerkannt zu werden. Der Knackpunkt scheint mir eher der zu sein, dass die Berufe, die sich Frauen bevorzugt auswählen, endlich anständig bezahlt werden müssten. In diesem Lande stimmt die Wertschätzung gegenüber Frauen einfach nicht! Und wie üblich wird dann den Männern nachgeeifert; niemand scheint sich ernsthaft zu fragen, ob es sinnvoll ist, dass Kinder zunehmend in Institutionen abgeschoben zu werden. Insofern Lernen am Beispiel erfolgt, halten wir Kinder immer mehr davon ab; diese können Erwachsene hauptsächlich noch dabei „beobachten“, wie sie versuchen, Kindern irgendetwas beizubringen (oder schlimmer: zu beaufsichtigen; beobachten geht eben auch nicht, wenn sich Erwachsene da, wo Kinder sind, permanent auf diese fokussieren, egal ob zu Hause oder als Beruf). So geht aber das Überleben nicht! Ich bezweifle, dass geschlechtsspezifische Arbeitsteilung wirklich das Problem ist; mir scheint eher, dass weder Mädchen noch Jungen genügend Gelegenheiten erhalten, sich am jeweils eigenen Geschlecht zu orientieren. Zu wenig männliche Beispiele vor der Nase heißt, dass Jungen ihre Geschlechtsidentität nur gegen Frauen erlangen können, indem sie also das, was sie an weiblichen Beispielen sehen, gerade nicht nachahmen (bzw. explizit abwehren). Also wäre es, gerade im Hinblick auf die bestehende Geringschätzung von Frauen, möglicherweise am besten, wenn sich Frauen um den weiblichen und Männer um den männlichen Nachwuchs (Drei-, Vier-, Fünfjährige) kümmerten. Ich wette, dass sich dadurch einige Ungerechtigkeiten von selbst erledigen würden. MARION GNUSCHKE, Kassel

Untergegangene Frauenwelten

■ betr.: „Wenn ich mir was wünschen dürfte“

Ich wünsche mir eine moderne Entsprechung, einen Ersatz für all die untergegangenen Frauenwelten: den Waschtag, alle zusammen unten am Fluss Wäschewaschen und dabei „reden“, und hinterher wüssten alle, wer in der Stadt seine Frau schlägt, und bei dem kauft frau dann nicht mehr ein. Und hinterher wüssten wir alle, was wir geleistet haben und die anderen auch, weil man es sehen kann. Den Markttag mit echten Marktweibern, den Morgen am Brunnen zum Wasserholen mit den anderen Frauen. Stattdessen sitze ich in meinem Reihenhaus separiert und drücke Knöpfchen: Waschmaschine, Trockner, Wasserkocher, Mikrowelle, und wundere mich, dass ich abends so kaputt bin! Könnte es sein, dass es Frauen unheimlich schwerfällt, mit Männern zu konkurrieren, weil sie eher geneigt sind (Biologie macht geneigt, danke, Frau Unverzagt, Deutschlandfunk), mit Männern zu kokettieren? Frauen untereinander können ganz prima konkurrieren. Ich fordere die Quote, eine „Aufstiegsschiene“ für Frauen. Wenn uns klar ist, wir müssen, dann können wir! Und wir werden die Aufstiegsschiene so gestalten, wie es für Frauen annehmbar ist! ULRIKE SPIES, Marburg

Stolze Mutter

■ betr.: 100 Jahre Frauentag

Vielen Dank für die inspirierende taz-Ausgabe zum Internationalen Frauentag! Die Kommentare der Frauen haben mir neue Energie für den zähen Prozess meines Berufseinstiegs gegeben. Aber was soll ich davon halten: Als stolze Frau und Mutter eines einjährigen Kindes besuchte ich an diesem 8. März eine Ausstellungseröffnung zur Geschichte des Frauentags in einem Berliner Rathaus. Ein älterer Mann und zwei ältere Frauen musterten mich lange, als ich mit Kind und Kinderwagen durch die Ausstellung ging: Es waren die Lebensläufe der politisch engagierten Frauen von Clara Zetkin über Elisabeth Selbert bis Alice Schwarzer zu sehen.

Ich hörte ihn sagen: „Ist denn heute auch Muttertag?“ Daraufhin eine der Frauen: „Ne, der kommt aber bald.“

KAROLINE SEIFERT, Berlin

Hebammen

■ betr.: „Ein Lied, nicht angestimmt von Nemesis“

Ich wünschte mir, dass der peinlichste Beitrag zum Wünschen am 8. März nicht der der Sprecherin des deutschen Hebammenverbands wäre; ich wünsche mir zum Frauentag eine Sprecherin, die sich ihrer Verantwortung für die Hebammen bewusst ist, und stimme das Lied des gerechten Zorns an, auf dass sich Zorn ausbreite über die Ungerechtigkeit bei der Vergütung des Frauen-Hebammen-Berufs, über Ausbeutung und Selbstausbeutung von Hebammen, über das, was moderne Gebärkultur mit Frauen macht, wie Würde und Selbstbestimmung von Frauen täglich mit Füßen getreten werden. Ich stimme das Lied des gerechten Zorns an über eine Frau, die an solcher Stelle sitzt und nicht weiß, was sie sich zum Frauentag wünschen soll!

BIRGIT GLOWITZ, Freiburg

Einmal im Jahr

■ betr.: „Wenn ich mir was wünschen dürfte“

Herrlich, wie ihr euch in alten feministischen Freund/Feind-Kategorien eingerichtet habt! Einmal im Jahr wird man ja wohl sagen dürfen, dass die bösen Männer der Ursprung allen Übels und zudem für Hunger, Kriege und alles Leid auf der Welt verantwortlich sind, nicht wahr?

Eure Frauenausgabe ist politisch ungefähr so differenziert wie die Unterstützung Alice Schwarzers für Angela Merkel im Bundestagwahlkampf 2005 mit dem Argument, man müsse Merkel unterstützen, weil sie eine Frau ist. KURT STUKENBERG, Hamburg

Sonderausgabe zum Einschlafen

■ betr.: Sonderausgabe 100 Jahre Frauentag

Die Sonderausgabe ist zum Einschlafen. Eine endlose Kette von Aussagen, von denen wenig hängenbleibt. Und die, die etwas sagen dürfen, sind viel zu oft Politikerinnen bzw. Funktionäre oder Prominente, die ohnehin ständig Nullsätze in der Öffentlichkeit absondern.

Und natürlich gibt es nichts zu lachen: Kein „Verboten“, keine „Wahrheit“. Einzige Lichtblicke in der ganzen Ödnis sind die wirklich schönen Fotos. STEFFEN WAGNER, Berlin

Vielen Dank für die Seiten

■ betr.: „Wenn ich mir was wünschen dürfte“

Mein Weltfrauentag: Im Arbeitstag (für den ich auf den Cent genau das Gleiche bekomme wie der Mann in meinem Job) eine lange Pause gemacht und mit einer großen Tasse Tee bei strahlendem Sonnenschein die taz gelesen.

Ich war berührt, geschockt, konnte zustimmen, mich ärgern, fühlte mich solidarisch, fühlte mich richtig aufgehoben und weiß zum wiederholten Mal genau, warum ich seit vielen Jahren Taz-Abonnentin bin. Und wenn ich mir was wünschen dürfte: Die Haltung von Monika Lüke – und es wäre ein Gewinn für alle! Vielen Dank für diese 20 Seiten! ANNETTE SANDMANN, Dahme

Seit 100 Jahren gibt es den Internationalen Frauentag am 8. März jeden Jahres, den Clara Zetkin am 27. August 1910 auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen vorgeschlagen hatte, um so der Forderung nach dem Frauenwahlrecht Nachdruck zu verleihen. Das Wahlrecht für Frauen gibt es in Deutschland seit 1918, und auch viele andere Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten für Frauen wurden seitdem abgeschafft. Aber diskriminiert werden Frauen auch 100 Jahre später noch immer. Und deshalb wollte die taz wissen, was Frauen sich noch wünschen. 100 Antworten von Prominenten und weniger Prominenten sowie Bilder von Fotografinnen haben wir am 8. März auf 20 Seiten veröffentlicht. Und die LeserInnen waren begeistert, verstimmt oder irritiert und teilten eigene Wünsche mit. Eine Auswahl davon präsentieren wir auf dieser Seite.