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Archiv-Artikel

Größter Anzunehmender Ernstfall

TSUNAMI Erdbeben und Flutwelle haben in Japan wahrscheinlich über tausend Todesopfer gefordert. Mehrere Atomkraftwerke wurden gestern abgeschaltet, in zweien drohte eine Kernschmelze ➤ SEITE 2, 41

Von REM

BERLIN | Zwei Atomreaktoren in Japan stehen kurz vor der Kernschmelze, so die spärlichen Informationen gestern Nachmittag. Es handelt sich um zwei von sechs Reaktoren am Standort Fukushima Daiichi. Drei der dortigen Reaktoren waren zum Zeitpunkt des Erdbebens wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet. Die anderen drei gingen nach dem Beben in die sogenannte Notabschaltung. Dabei wird die Reaktorleistung heruntergefahren. Es muss jedoch noch tagelang nachgekühlt werden, weil radioaktive Spaltprodukte weiterhin große Mengen Wärme abgeben.

In allen drei Reaktoren brach die externe Stromversorgung ab, und auch die Notstromaggregate liefen nicht an. Nun wird als letzte Reserve das sogenannte RCIC-System mit Batterien betrieben. Batteriebetriebene Pumpen leiten dann noch etwa 2.000 Liter Wasser pro Minute in den Reaktorkern. Diese Batterien halten einige Stunden. Ob rechtzeitig Ersatz herangeschafft werden konnte, blieb unklar.

Das Bundesumweltministerium teilte mit, die deutschen Anlagen seien „gegen die bei uns zu erwartenden Erdbeben ausgelegt“. Auch würden sie bei Überschreiten bestimmter sicherheitsrelevanter Grenzwerte automatisch abgeschaltet.

Das sehen Anti-Atom-Organisationen völlig anders: „Auch in Deutschland gibt es massivste Probleme mit einer unzureichenden Erdbebenauslegung von Atomkraftwerken“, sagte Henrik Paulitz von den Anti-Atom-Ärzten (IPPNW). Die Organisation prangert schon seit vielen Jahren an, dass die hessische Atombehörde in Biblis nur eine Auslegung der Anlage gegen vergleichsweise schwache Erdbeben verlangt, obwohl am Standort laut Gutachten deutlich schwerere Erdbeben möglich sind. REM