Theater
: Die Zähmung der Widerspenstigen

B. Traven hat die Geschichte zwar auf nur wenigen Seiten weit derber und lapidarer erzählt. Aber Shakespeares Version der Story ist dadurch gewiss nicht überholt, außer vielleicht von realen gesellschaftlichen Verhältnissen in Mitteleuropa.

Zwar könnte die Ausgangskonstellation von heute sein: Die Mutter tot, der Vater alleinerziehend; eine Tochter namens Bianca, die sich den gesellschaftlichen Verhältnissen anzupassen scheint, Katharina, die andere, die sich „widerspenstig“ zeigt. Doch wäre ungewöhnlich, was zu Shakespeares Zeiten normal war: Der Vater beschließt, einer Verheiratung der jüngeren Tochter erst zuzustimmen, wenn die ältere, Katharina, die „Widerspenstige“, die „schwer zu Vermittelnde“, ebenfalls an den Mann gebracht ist. Biancas Freier suchen nach einem Verrückten, der sich für dieses schwere Amt hergibt. Und finden ihn in dem „lonesome rider“ Petruchio, einem Mann aus der nächsten Großstadt, dem es, so scheint es, vornehmlich um eine lukrative Hochzeit zu tun ist. Die Strategien, mit deren Hilfe er die „Widerspenstige“ zu einer „pflegeleichten Partnerin“ zu machen gedenkt, entsprechen allerdings nicht ganz dem, was sich unsere Zeit als „politisch korrekt“ vorstellt.

Die taz sah ein „Lehrstück von der Sprachgewalt, ihrem Scheitern und Gelingen“. Wobei diese Gewalt ohne eine echte Gewalt, die den nötigen Nachdruck verleiht, dann doch nicht viel vermag.

Mittwoch, 19.30 Uhr, Theater am Leibnizplatz