PRESS-SCHLAG
: Die Untrainierbaren

ÜBUNGSLEITER Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Am sinnvollsten wäre es wohl, wenn Bundesliga-Trainer demnächst zugelost würden

Wie herzerfrischend mal wieder die Folklorevereinigung Schalke 04. Seit Dienstag läuft die lustigste und andauerndste Trainersuspendierung seit Erfindung des Arbeitsvertrages. Jeden Tag neue große Geschichten, mal so (er geht!), mal so (geht nicht!), oder doch nicht (geht zum Saisonende). Erst alles sicher, dann stürmische See: nach der Wende die Halse, Wind von vorn, Attacke von achtern. Gestern sollte „ein Gespräch unter Männern“ (so der Wurst-Präsident) stattfinden. Magath fiel auf den chauvinistischen Spruch leider nicht der naheliegende Konter ein: „Dass keine Frauen dabei sind.“

Dabei hat Schalke mit Frauen beste Erfahrungen gemacht. Der berühmte Versprecher der Sportstudio-Moderatorin Carmen Thomas („Schalke 05“) ist auch nach fast 40 Jahren noch Legende. Das Schönste daran war Anfang 2005 die Schlagzeile des Fanzines Schalke unser: „Wir feiern das zweite Mal unsern 100. Geburtstag. Danke Carmen Thomas.“ Man darf übrigens nur hoffen, dass S04/05 nie mehr Meister wird, sonst wäre die Magie der Tragödie vorbei und das Chaosgebilde ein ganz normaler Club. Und: Falls gestern Abend Magaths Abgang unter echten Kerlen verkündet worden sein sollte, bedeutet das nichts. Er kann heute schon reinstalliert werden.

Anders kurios agieren sie beim FC Bayern in der Trainerfrage. Da haben sie den selbstbewussten General van Gaal abgemurkst und ihn als geduldeten Coach mit Restlaufzeit zur welken Gladiole gemacht. Gegen den HSV in Selbstauflösung reichte es locker. Aber wer kommt im Sommer? Eine Internlösung mit dem launigen Duo Gerland/Scholl wäre viel zu lustig für das ernste Weltunternehmen, das seine Dauerkrise nur durch einzelne Siege unterbricht. Sammer? Weniger FC Hollywood ginge nur mit Edmund Stoiber. Martin Jol, Rijkaard, Co Adriaanse, Guus Hiddink – geht gar nicht, Oranje ist bei Weiß-Blau off limits 4ever.

Also das deutsche Karussell anwerfen? Leute wie Rangnick (zu eigensinnig), Klopp (zu jung, zu BVB), Jupp Heynckes (zu alt, zu Bayer) , Löw (zu nett, zu Deutschland) oder schon wieder Hitzfeld (zu oft, zu Schweiz) fallen vorläufig durchs Raster. Der Loddamadäus, Spekulationstrumpf seit Jahren in allen Trainerfragen? Da wären Guttenberg, Berlusconi oder Mr. Ed als Bayern-Coach wahrscheinlicher.

Bleibt José Mourinho. Der Kotzbrocken ist für den FC Arroganzia menschlich die Ideallösung. Und Uli Hoeneß würde auf seine alten Tage lernen, wie vergleichsweise beratungslüstern der große Louis van Gaal war.

Und der Rest vom Schützenfest? Übungsleiter ist nach AKW-Sicherheitspersonal eh der überschätzteste Blufferberuf auf dem Erdenrund. Vielleicht sollte man einfach losen. BERND MÜLLENDER