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Archiv-Artikel

Rat und Tat bei Ärztepfusch

Die unabhängige Patientenberatung berät seit Anfang Februar auch in Hamburg bei medizinischen und rechtlichen Fragen. Bei speziellen Problemen greift die Kooperation mit der Verbraucherzentrale

Von Maren Schultz

Ob Ärztepfusch, Probleme mit der Krankenkasse oder Fragen zu bestimmten Krankheiten: Die neue unabhängige Patientenberatung (UPD) hilft PatientInnen in ihren 22 regionalen Beratungsstellen bei vielen Fragen. In der Hamburger Beratungsstelle arbeiten seit Anfang Februar eine Juristin, eine Ärztin und eine Sozialpädagogin.

Die UPD ist ein Modellprojekt, das zunächst bis Ende 2010 läuft. Ihre Anlaufstellen geben PatientInnen einerseits Informationen zu verschiedenen Krankheiten wie Essstörungen, Allergien bei Kindern oder Krebs. Eine wichtige Rolle spielt die UPD andererseits aber auch dann, wenn es zu Konflikten mit Ärzten, Arzneimittelherstellern oder Krankenkassen kommt. Dafür steht in der Hamburger Beratungsstelle die Juristin Anne Speck zur Verfügung. „Ich kann die PatientInnen zum Beispiel über Möglichkeiten des Schadensersatzes bei Ärztepfusch informieren“, sagt die Juristin, „und Auskunft darüber geben, was eine Schadensersatzklage beinhaltet und welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen.“

Eine Besonderheit der Hamburger Beratungsstelle ist die Kooperation mit der hiesigen Verbraucherzentrale. „Wir dürfen nichts machen, was über die allgemeine Beratung von Patienten hinausführt“, erklärt Speck. Das sei durch das Rechtsberatungsgesetz ausdrücklich ausgeschlossen. Wenn es in einem Fall also um eine kollektive Interessenvertretung für mehrere PatientInnen geht oder darum, konkrete rechtliche Schritte einzuleiten, vermittelt Speck den Kontakt zur Hamburger Verbraucherzentrale.

Dort erhalten die PatientInnen dann beispielsweise Hilfe bei Sammelklagen oder Musterverfahren und können sich konkret über die rechtlichen Instrumente informieren, die in ihrem Einzelfall zur Verfügung stehen. „Die UPD hat eine Wegweiserfunktion, die Verbraucherzentrale übernimmt dann die intensive Beratung und kann auch rechtliche Schritte einleiten“, sagt Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale.

Zwar arbeitet die Hamburger Beratungsstelle erst seit etwas mehr als zwei Wochen, doch schon jetzt könne man sagen, dass das Bedürfnis nach unabhängiger Beratung bestehe, sagt Anne Speck. „Wir haben pro Tag etwa sechs bis acht Anfragen zu den verschiedensten Themen, sei es zu schwierigen Krankheitsverläufen, allgemeinen Informationen zu Krankheiten oder rechtlichen Fragen.“ Erstaunlich findet die Juristin, dass sich auch viele Männer an die UPD wendeten. Sonst seien es „vor allem die Frauen, die bei Beratungsstellen Hilfe suchen“.

Nach Ablauf der Probephase Ende 2010 muss der Gesetzgeber über die dauerhafte Gestaltung der unabhängigen Patientenberatung entscheiden. In dem Modellprojekt haben sich der Sozialverband VdK, der Bundesverband der Verbraucherzentralen und der Verbund der unabhängigen Patientenberatung zusammengeschlossen. Die gesetzlichen Krankenkassen finanzieren das Projekt mit 5,1 Millionen Euro jährlich. Denn bei der ersten Gesundheitsreform im Jahr 2000 hatte der Gesetzgeber die Spitzenverbände der Krankenkassen dazu verpflichtet, unabhängige Einrichtungen zu Patienten- und Verbraucherberatung zu fördern und evaluieren zu lassen.

Die Hamburger Beratungsstelle der UPD ist unter ☎ 040/513 14 57 95, die bundesweite Beratungshotline unter ☎ 01803/11 77 22 zu erreichen. Die UPD findet sich auch im Internet: www.unabhaengige-patientenberatung.de