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Archiv-Artikel

Der notorische Generalmajor

Wegen Verletzung der Gesetze gegen die Einheit des Staates ermittelt die italienische Justiz gegen den Buxtehuder Ex-General Gerd Schultze-Rhonhof. Der stellt weiterhin die deutsche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg in Frage

Die Ermittlungen wegen eines „Staatsdelikts“ sind eingeleitet: In Bozen ermittelt Staatsanwalt Cuno Tarfusser gegen die Teilnehmer einer Schulung des „Südtiroler Schützenbundes“ (SSB) – Verdacht: Verletzung der Gesetze gegen die Einheit des italienischen Staates. Referent der Schulung im Mai vergangenen Jahres war der Ex-Bundeswehr-General Gerd Schultze-Rhonhof aus dem niedersächsischen Buxtehude.

2006 führte der SSB, der ansonsten auch Kultur- und Politikveranstaltungen ausrichtet, einen internen Lehrgang für seine Führungskräfte durch. Bildungsreferent Peter Piock hatte den in rechten Kreisen sehr beliebten Schultze-Rhonhof eingeladen. Bekannt wurde die Causa durch den „Süd-Tiroler Kampfring“: In einem anonymen Brief an die Südtiroler Tageszeitung erklärte die deutschnationale Organisation, dass einige „Kameraden“ an der Schulung teilgenommen hätten, um 2008 „Schlüsselpositionen“ im SSB zu übernehmen.

Wegen der Einladung Schultze-Rhonhofs ist Piock mittlerweile suspendiert. Er hatte dem deutschen General a. D. zudem ermöglicht, in Brixen sein Buch „1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte“ vorzustellen. Darin verharmlost Schultze-Rhonhof, einst höchstrangiger Generalmajor in Niedersachsen, die deutsche Verantwortung am Zweiten Weltkrieg. Die NPD-Zeitung Deutsche Stimme nannte den Band ein „Grundlagenwerk“.

In einem offenen Brief an den Rotary-Club Buxtehude fragten die örtlichen Grünen, ob die engen Beziehungen zu Schultze-Rhonhof (taz berichtete) nicht ein „völlig falsches Signal“ sendeten. Clubpräsident Andreas Vetter empörte sich daraufhin allerdings vor allem über ein „gut funktionierenden Entrüstungsnetzwerk“, das er ausgemacht haben wollte.

Zurzeit tourt Schultze-Rhonhof mit Stefan Scheil, Autor der neurechten Jungen Freiheit, und Walter Post, regelmäßig Interviewpartner in der DVU-nahen Deutschen Nationalzeitung, durch die Lande. Am 25. März stellt das Trio seine Frage „Wer wollte den Zweiten Weltkrieg“? bei der einschlägig aufgefallenen „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“ in Hamburg. Andreas Speit