: Stadt ohne Schwarzfahrer
NAHVERKEHR In Osnabrück wird über ein Bürgerticket nachgedacht, für das jeder Bürger eine monatliche Pauschale zahlt. Fahrscheine gäbe es keine mehr. Die CDU lehnt das Konzept ab
Busfahren ohne Fahrschein und ohne Kontrolleure: Im Osnabrücker Stadtrat möchte ein breites Bündnis an Parteien den fahrscheinlosen öffentlichen Personennahverkehr durchsetzen. Eine Studie soll Auskunft über Machbarkeit und Umsetzung des Bürgertickets geben.
Angedacht ist eine monatliche Abgabe von 25 bis 35 Euro für alle Osnabrücker – egal, ob diese den öffentlichen Nahverkehr nutzen oder nicht. Fahrscheine gäbe es nicht mehr. Es wäre „ein Schritt um die ehrgeizigen klimapolitischen Ziele der Stadt zu erreichen“, sagt Thomas Klein, Ratsmitglied der Grünen. Mit dem Bürgerticket würden mehr Menschen mit dem Bus fahren und das Auto stehen lassen, hofft Klein. „Wer schon bezahlt hat, will das Ticket auch in Anspruch nehmen.“ Zudem erspare das fahrscheinlose Modell den Nutzern den „Tarifdschungel“.
Eine Studie soll nun klären, ob ein solches Abgabesystem überhaupt umsetzbar ist – darauf einigten sich SPD, Grüne, FDP, die Linke, die Gruppe UWG und die Piraten. Klein ist zuversichtlich: „Die Semestertickets für Studenten haben sich auch bewährt.“
Kritik kam von der CDU. „Eine solche Studie ist rausgeschmissenes Geld“, sagt CDU-Ratsmitglied Marius Keite. Eine Anfrage an den Fachbereich Recht habe bereits ergeben, dass das Bürgerticket nicht umsetzbar sei. „Es wären bundes- und landesrechtliche Gesetzesänderungen notwendig“, sagt Keite. Eine Zwangsabgabe lehne er grundsätzlich ab. „Es ist sinnvoller, das Angebot des ÖPNV zu stärken und auf Wahlfreiheit zu setzen.“ Zudem bedeute das Bürgerticket hohen Aufwand und Personalkosten für die Verwaltung, kritisiert Keite.
Dafür könnten die Kosten für die Fahrkartenautomaten, für den Fahrkartenverkauf und für Kontrolleure eingespart werden, sagt Hans-Christian Friedrichs, der niedersächsische Landesvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland. Es sollten dennoch auch andere Finanzierungsmodelle für einen fahrscheinlosen Nahverkehr geprüft werden, sagt Friedrichs. „Unternehmen könnten über die Gewerbesteuer an der Finanzierung des ÖPNV beteiligt werden, schließlich profitieren sie von einem attraktiven Nahverkehr.“ REA