: Hier reagiert der HSV
TRAINERWECHSEL Beim HSV steht Trainer Michael Oenning vor den gleichen Problemen wie Armin Veh
Beim HSV enden eine Reihe von Verträgen, ohne dass mit den Profis gesprochen worden wäre.
■ Nicht verlängern wird der HSV mit Collin Benjamin (32). „Collo“ ist seit 2001 Profi beim HSV. Der gebürtige Namibier gilt als einziger echter Hamburger im Team.
■ Zum Saisonschluss enden auch die Verträge der Stürmer Ruud van Nistelrooy und Maxim Choupo-Moting, der Mittelfeldspieler Piotr Trochowski, Romeo Castelen, Tunay Torun, Zé Roberto und Änis Ben-Hatira sowie der von Torwart Frank Rost. ror
Der Menschenfresser hat noch Hunger. Da sitzt er, der nächste, den der Hamburger SV verschlingen kann: Michael Oenning, 45 Jahre alt, Cheftrainer. Bislang Assistent von Armin Veh, der am Sonntag nach dem 0:6 beim FC Bayern gefeuert wurde. Sagt man nicht, dass der Appetit beim Essen kommt?
Am Samstag spielt der HSV gegen Köln, die Bundesliga kümmert es nicht, ob der Aufsichtsrat die Verträge des Vorstandsduos Hoffmann/Kraus nicht verlängert, ohne Nachfolger zu haben, Sportchef Bastian Reinhardt auf Abruf arbeitet, sein Nachfolger Frank Arnesen in London sitzt. Nur Optimisten glauben, dass der HSV am Tiefpunkt ist. Oenning, der Deutsch und Sport auf Lehramt studiert hat, wurde schon einmal vom Assistenten zum Chef befördert: im September 2008 beim 1. FC Nürnberg als Nachfolger von Thomas von Heesen. Er stieg in die Erste Liga auf wurde im Dezember 2009 beurlaubt, als Nürnberg Vorletzter war. Beim HSV hat er einen Vertrag bis 2012 – und alle Baustellen, unter denen schon Veh litt. Die Schäden haben weniger Spieler und Trainer angerichtet, sondern die HSV-Führung, allen voran der Aufsichtsrat. Die Mannschaft ist so unsicher wie die Situation im Klub.
Auf diesen Zusammenhang hat Torwart Frank Rost in Interviews nachdrücklich hingewiesen. Nun drohen ihm Strafen. Oenning hat mit Rost gesprochen: „Ich habe mich mit ihm so auseinandergesetzt, wie er es verdient hat.“ In diesem Gespräch habe Rost eingeräumt, dass die Interviews ein „Fehler waren“, in der Sache aber werde „der Frank wohl zu seinen Aussagen stehen“. Für Oenning „steht Frank im Tor, alles andere weiß ich nicht“. Wenn der Trainer Rost halten will, der Vorstand ihn suspendiert, hat sich der Menschenfresser von Oenning schon ein Bein und einen Arm geholt.
Das 0:6 in München „kann schon etwas mit dem zu haben, was sonst noch so alles hier ist“, räumte Oenning ein. Er versucht zu verhindern, „dass sich die Weltuntergangstimmung auf die Mannschaft überträgt“, und fordert die Vereinsführung auf, rasch Gespräche mit den Spielern zu führen, deren Verträge auslaufen. Und er stellt in diesem Zusammenhang die verräterische Frage: „Wer kann überhaupt mit den Spielern sprechen?“
Klappt es mit Oenning nicht, kommt der Nächste. Der HSV frisst Menschen – aber mit Stil. Auf der Serviette um seinen Hals ist eine Raute. ROGER REPPLINGER