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Archiv-Artikel

Intelligente Glühbirnen und Pipetten

BILDUNG 33 Schüler forschen an der Sommerakademie der Uni Bremen – und bereiten ihr Studium vor

„Ich möchte zeigen, dass auch Mädchen im naturwissenschaftlichen Bereich etwas erreichen können“, sagt die 16-jährige Tessa

Licht an, Licht aus. Die vier Jugendlichen schauen nach oben an die Zimmerdecke und strahlen. Sie haben selbst das Computerprogramm geschrieben, mit dem sie die Beleuchtung der Räume steuern können. Die befinden sich in der Bremer Uni, normalerweise forschen hier Informatik-StudentInnen.

Diese Woche experimentieren dort 33 SchülerInnen in der Sommerakademie. Seit Bremen 2005 Stadt der Wissenschaft war, findet diese jährlich während der Sommerferien an der Universität statt. In insgesamt fünf Kursen können SchülerInnen ab der 10. Klasse an wissenschaftlichen Projekten arbeiten.

Die TeilnehmerInnen des Kurses „Künstliche Intelligenz: Hightech im Alltag – Die intelligente Wohnung der Zukunft“ steuern zuerst nur die Lampen einer Wohnung. Später wird es anspruchsvoller, sie sollen einen Rollstuhl programmieren, der von alleine sein Ziel findet und Hindernissen ausweicht. Das klingt schwierig, doch die 17-jährige Gülkan sagt: „Auch ohne Vorkenntnisse komme ich hier gut klar.“

Serge Autexier, der Kursleiter, scheint nur zum Beantworten kurzer Fragen dabei zu sein, ansonsten experimentieren die acht Jungs und zwei Mädchen sehr selbstständig.

Die „intelligente Wohnung“, in der sie rumwuseln, wirkt etwas wie eine Ausstellungswohnung bei Ikea, von Bad bis Küche ist alles vorhanden. Hier arbeiten normalerweise Informatikstudenten an verschiedenen Projekten zum Thema künstliche Intelligenz – zum Beispiel an einem Kleiderschrank, der mit dem Terminplan auf dem Smartphone synchronisiert ist und passend zum Tagesprogramm die Klamotten auswählt.

Auf die Frage, mit welcher Motivation sie an den Sommerkursen teilnehmen, geben die Jugendlichen sehr ehrgeizige Antworten. Manche der Teilnehmer möchten sich inhaltlich auf den Chemie-Leistungskurs vorbereiten, andere sich orientieren, was sie in ein oder zwei Jahren studieren möchten. „Ich möchte zeigen, dass auch Mädchen im naturwissenschaftlichen Bereich etwas erreichen können“, sagt hingegen die 16-jährige Tessa. Der 17-jährige Felix will später Wirtschaftswissenschaften studieren und programmiert aus reinem Technik-Interesse mit.

Im Kurs Umweltforschung, einem interdisziplinären Angebot in Politikwissenschaften und Chemie, geht es etwas ernsthafter zu als bei den Informatikern. Hier wird die Wasserqualität verschiedener Proben bestimmt. Die Schüler tragen weiße Kittel und Schutzbrillen, wegen der Gefahrenstoffe, berichtet Kursleiterin Doris Sövegjarto-Wigbers. Zwischen Bechergläsern, Pipetten und Kolben arbeiten sie, hier mehr Mädchen als Jungs, im Chemielabor der Uni. Obwohl sie sich vorher gar nicht kannten, forschen sie alle gemeinsam und teilen sich sogar selbstständig in Arbeitsgruppen ein.

Die Kinder haben Wasserproben auf dem Unigelände gesammelt und sollen diese nun auf die Wasserqualität untersuchen. „Das ist gar nicht so leicht“, findet Sövegjarto-Wigbers, denn anders als in der Schule ginge es um konkrete Werte, wie den Nitratgehalt oder die elektrische Leitfähigkeit, und nicht um bloße Beobachtung von Phänomenen. „Ich bin beeindruckt vom Vorwissen der Schüler“, sagt die Kursleiterin. Später möchte sie in einem Rollenspiel das verschmutzte Grundwasser in Niedersachsen problematisieren. WIEBKE SCHUMACHER

Am Freitag, 8. 6., werden die Projekte ab 10 Uhr in der Sparkasse am Brill präsentiert