: Karneval beim FC
Statt zu feiern müssen die Profis des 1. FC Köln am Rosenmontag zum Straftraining antreten
Ausgerechnet am wichtigsten Feiertag des Jahres herrschte rund um das Geißbockheim Untergangsstimmung. Während die Narren in den Straßen der Stadt ausgelassen Karneval feierten, begann beim 1. FC Köln am Rosenmontag die Aufarbeitung der 0:5-Niederlage bei Rot-Weiss Essen. Schon Minuten nach dem Spiel strich Trainer Christoph Daum seinen Profis den freien Karnevals-Montag und verordnete kurzerhand ein Straftraining. „Darum haben sie förmlich gebettelt“, sagte der Coach. Die kommenden Tage versprechen ebenfalls lustig zu werden.
Nach einem 69 Minuten langen Dauerlauf bat Daum gestern morgen jeden Spieler zu einem langen Einzelgespräch. Danach gelobte Angreifer Matthias Scherz Besserung: „Wir brauchen sicher länger als einen Tag, um eine solche Niederlage zu verarbeiten. Aber schon im nächsten Spiel am Sonntag gegen Paderborn müssen wir eine deutliche Reaktion zeigen.“
Allein der Blick in die Zeitungen verdarb allen Beteiligten auch die letzte Lust auf Karneval. „Schande“, „Debakel“ und „Albdaum“ schrieb Bild über die höchste Zweitliga-Niederlage in der FC-Geschichte. Der Express titelte „Daums Waterloo“ und der Kölner Stadtanzeiger verkündete „das Ende einer Idee“.
Fassungslos musste der Fußball-Lehrer in Essen mit ansehen, wie sein noch in der Winterpause mit Millionenaufwand verstärktes Team von einem Abstiegs-Aspiranten vorgeführt wurde. Und das, obwohl die Profis schon am Donnerstag vor dem Karnevalsrummel geflüchtet waren und sich in der Sportschule Hennef mit aller Akribie auf die Partie vorbereitet hatten. Ähnliche Aktionen hatte es zuletzt vor Jahren unter Ex-Trainer und Karnevalsmuffel Ewald Lienen gegeben. Erklärte Karnevalisten wie die Spieler Markus Kurth und Dirk Lottner sollen damals nicht gerade in Feierlaune gewesen sein.
Doch Spaß haben die Kölner auch unter Daum kaum. Der noch vor Wochen als „Messias“ gefeierte Latour-Nachfolger hat seit seinem Amtsantritt am 27. November nichts bewegt. Trainingslager oder Aktionen wie das gemeinsame Singen des abgewandelten Freddy-Quinn-Liedes „Tausend Mann und ein Befehl“ verpufften wirkungslos. Spekulationen über den vorzeitigen Rücktritt Daums sind nicht völlig abwegig. Vielleicht hat der Kölner Barde Jupp Schmitz ja doch recht: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, sang der schon vor 50 Jahren. DPA/TAZ