Die Macht sei mit ihm

Robert Adler war der Vater eines Utensils, das bis heute schwer umkämpft ist: der Fernbedienung. Ein Nachruf

Robert Adler ist an allem schuld. An Myriaden von Beziehungs-, Ehe- und sonstigen Krächen auf den Sofas dieser Erde. An der chronischen Verfettung eines Gutteils der Menschheit. An unser Verblödung durchs TV. Sein Fehler: Er war der Vater der Fernbedienung. Jetzt ist er tot.

Dabei war Adler, 1913 in Wien geboren und später nach England und von dort in die USA emigriert, nicht mal ihr wahrer Erfinder. Schon 1950 hatte die US-Firma Zenith die erste TV-„Remote Control“ auf den Markt geworfen – wegweisender und völlig unironisch gemeinter Name: „Lazy Bones“, zu deutsch faule Knochen. Dummerweise führte der faule offenbar häufig auch zu gebrochenen Knochen: Denn diese erste „Remote Control to Black Magic TV“ (Zenith-Werbung) hatte rein gar nichts mit schwarzer Magie zu tun, sondern war eine per Kabel ans Gerät gefesselte Stolperfalle. Und hier kam 1955 Adler, mittlerweile bei Zenith Forschungschef, ins Spiel.

Eine erste drahtlose Fernbedienung funktionierte mit Lichtsignalen – und führte dazu, dass in sonnigen Wohnzimmern das Himmelsgestirn selbst die Programmauswahl übernahm. Adler konterte mit Ultraschall – sein „Space Command“ erzeugte zunächst den Sound hübsch halbmechanisch durch das Anklicken von Alu-Stäbchen, ab den 60er-Jahren ging’s dann elektrisch. Den endgültigen Siegeszug der Couchpotatoes und den Ausbruch des bis heute andauernden Kleinkriegs um die „Macht“ brachte dann der Transistor: Waren die ersten Fernbedienungen mit Röhrensender klobig und vor allem teuer, wurden sie nun so klein und leistungsstark, dass sich heute nur noch zwei Fragen stellen: Wofür sind eigentlich die vier bunten Knöpfe weiter unten? Und in welcher Sofaritze steckt das Ding überhaupt?

Seit den 1980er-Jahren kommunizieren Fernbedienung und TV-Gerät zwar infrarot. Doch im Zeitalter von iPod & Co. kommt auch das Geräusch wieder zu seinem Recht: Ein Umwandler macht aus dem IR-Signal jeder beliebigen Fernbedienung von TV- bis Kaffeeautomat Töne, die sich wie Songs auf dem iPod speichern lassen. Fertig ist die universale Fernbedienung (http://features.engadget.com). Alles dank Adler, der jetzt 93-jährig gestorben ist. Möge die Macht mit ihm sein. STG