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Archiv-Artikel

„Es werden Standorte wegfallen“

General Motors leistet sich in Europa noch immer zu viele Werke, sagt Automarktforscher Ferdinand Dudenhöffer

taz: Herr Dudenhöffer, für die europäischen Opel-Werke beginnt der Wettkampf um die Produktion des neuen Astra. Muss der Standort Bochum um seine Zukunft bangen?

Ferdinand Dudenhöffer: Es werden in den kommenden Jahren Standorte wegfallen. Welche das sind, kann noch niemand mit Sicherheit sagen. Bochum hat sich in den vergangenen Jahren sehr verbessert, ist flexibler und kostengünstiger geworden. Es wäre schön, wenn diese Verbesserung reicht.

Wie steht Bochum im Vergleich zur Konkurrenz innerhalb des Konzerns da?

Die Werke in Osteuropa bleiben mit Sicherheit wichtig. Rüsselsheim ist als neues Werk mit seinen Kapazitäten nicht voll ausgelastet und braucht mehr Produktion. Und im englischen Ellesmere Port ist schon eine Schicht gestrichen worden. Schwer zu sagen, wie das ausgeht.

Hängt denn alles an der Vergabe eines einzigen Modells?

Die Astra-Plattform ist entscheidend, denn auf ihr bauen die wichtigsten Modelle der Serie auf. Für Europa sehe ich in den kommenden Jahren keine weiteren General Motors-Modelle – mit Ausnahme eines Kleinstwagens, der aber sicher nicht in Westdeutschland gebaut wird.

General Motors überlegt doch bereits, Opel-Modelle für den amerikanischen Markt in Europa herzustellen.

Dabei geht es aber um den Saturn, und der ist eine schwache Marke. Ich sehe langfristig keinen Trend dahin, in Europa für den US-Markt zu bauen. Mit dem bestehenden Wechselkurs lohnt es sich nicht, die Autos über den Atlantik zu verschiffen. Es gibt in den USA genügend Werke.

Opel Bochum war vor zwei Jahren fast am Ende, auch Ford in Köln hatte immer wieder Probleme. Wie lange kann man in NRW noch Autos produzieren?

Sowohl Opel als auch Ford haben sich in den vergangenen beiden Jahren konsolidiert. Es hat Sanierungsprogramme gegeben, die Arbeitszeiten sind flexibler geworden. Auch durch den Einsatz von Zeitarbeitsfirmen stehen beide Unternehmen jetzt besser da. Allerdings ist Ford im Vergleich zu Opel immer noch schlanker.

Obwohl in Bochum bereits 2.700 Opel-Mitarbeiter gehen mussten? Reicht das nicht?

Je flexibler sich das Werk aufstellt, desto größer sind die Chancen, langfristig ein stabiler Opel-Stützpfeiler zu sein. Der bisher eingeschlagene Weg ist richtig – aber er muss fortgesetzt werden.INTERVIEW: KLAUS JANSEN