Airbus will ein ganz großes Rad drehen

EADS-Chef Enders dementiert in Hamburg, es gebe bereits Entscheidungen im Airbus-Sparprogramm „Power 08“. Entwarnung aber gibt er nicht – weder für das Werk in der Hansestadt noch für die Standorte Varel und Nordenham

Thomas Enders versucht, die Gemüter zu beruhigen. Es seien „definitiv“ noch keine Entscheidungen über den Abbau von Arbeitsplätzen oder die Schließung von Airbus-Werken in Norddeutschland gefallen, versicherte der Vorstandschef des europäischen Rüstungskonzerns EADS gestern in Hamburg. Wann sie getroffen würden, wollte er nicht konkretisieren. „In den nächsten Tagen“ sei noch eine Reihe von Gesprächen zu führen, um das Sparprogramm „Power 08“ der EADS-Tochter Airbus zu präzisieren. Immerhin müssten sein Co-Chef Louis Gallois und er „ein ganz großes Rad drehen“.

Lediglich zwei Details ließ Enders sich am Rande eines Spitzentreffens des Bundesverbands der deutschen Industrie über „Transatlantische Wirtschaft“ in der Hansestadt entlocken. Den Verlust von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen bei Airbus, den Frankreichs Premier de Villepin gestern morgen beziffert hatte, könne er nicht bestätigen: „Da weiß er vielleicht mehr als ich“, behauptete Enders, der diese Zahl vor knapp drei Wochen bei einem Treffen mit Bundestagsabgeordneten in Berlin selbst genannt hatte. Gerüchte über einen Verkauf oder die Schließung der niedersächsischen Werke Nordenham und Varel mit zusammen etwa 3.500 Beschäftigten wollte Enders gestern ausdrücklich nicht kommentieren.

Berichte über einen Abbau von mindestens 1.000 Arbeitsplätzen allein im deutschen Airbus-Hauptwerk in Hamburg dementierte er hingegen nur halbherzig. Hamburg sei „der weltweit drittgrößte Luftfahrtstandort – und das wird so bleiben“.

Auch Bürgermeister Ole von Beust geht inzwischen davon aus, dass die Teilmontage des Riesenjets A 380 in Hamburg bleiben und die norddeutschen Werke an der Produktion des „Zukunftsfliegers“ A 350 beteiligt werden. Zwar stünden „harte Einschnitte“ bevor, sagte er gestern, nach seinen Informationen aber werde es „eine gerechte Verteilung der Lasten“ geben.

EADS und Airbus warten nun zunächst ein Gespräch auf höchster Ebene ab. Am Freitag empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Schloss Meseberg bei Berlin den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac. Dort werden die beiden auch über Airbus sprechen, wenngleich keine Entscheidungen treffen. Dafür sei einzig EADS zuständig, versicherte gestern Regierungssprecher Thomas Steg. Aber erst nach dem Gipfeltreffen von Merkel und Chirac. Sven-Michael Veit

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